Sparen bei der Bildung: Die Dummheit im Vormarsch

Nr. 44 –

Luzern exerziert derzeit durch, was bei der gegenwärtigen politischen Stimmungslage in der ganzen Schweiz Schule machen könnte: Die kurzfristig denkende Wirtschaft fordert, die bürgerliche Politik erfüllt ihre Wünsche. Vor vier Jahren führte der Kanton die tiefsten Unternehmenssteuern der Schweiz ein und senkte seit 2005 auch die Steuern für natürliche Personen massiv. Und musste die Steuern wieder erhöhen, weil die Steuereinnahmen nicht in dem Masse flossen, wie es sich die neoliberalen EinfachdenkerInnen ausgedacht hatten. Die BürgerInnen bezahlten die Steuerausfälle schliesslich mit einem Sparpaket von 220 Millionen Franken.

Nun hat die nach den letzten Wahlen rein bürgerliche Regierung ein weiteres Sparpaket von über 300 Millionen Franken geschnürt. Auch die Bildung bleibt wie beim letzten Mal von der Spar- und Zerstörungswut nicht verschont. Die Regierung will etwa die 1877 gegründete renommierte Fachklasse Grafik schliessen, das Schulgeld für MittelschülerInnen anheben, die Mittel- und BerufsschülerInnen eine Woche in die Zwangsferien schicken, bei den Attestlehren sparen, grössere Klassen bilden, den MittelschullehrerInnen längere Arbeitszeiten verordnen.

Bildung, so heisst es jeweils in Sonntagspredigten, sei der Rohstoff der Schweiz. Und in der Bundesverfassung heisst es, Bund und Kantone hätten gemeinsam für eine hohe Bildungsqualität zu sorgen. Luzern – und weniger auffällig andere Kantone – beschreitet gerade den entgegengesetzten Weg. Der Kanton überträgt die Vergabe von Studentendarlehen an Privatinvestoren, und die neue Wirtschaftsfakultät der Uni Luzern muss von Privaten finanziert werden.

Man könnte auch sagen: Die Dummheit ist im Vormarsch. Dumm ist dieser Weg, weil er die soziale Durchlässigkeit blockiert. Und damit langfristig dem ganzen Land schadet, das seinen Reichtum einer gut ausgebildeten Bevölkerung verdankt. Es ist eine Binsenweisheit, dass schlecht ausgebildete Menschen weniger verdienen, schneller arbeitslos werden und in den teuren sozialen Sicherungssystemen landen.

Luzern ist die Zukunft, die kein vernünftiger Mensch wollen kann.