RebellInnenrätsel: Der Krieger mit den magischen Kräften

Nr. 6 –

Eigentlich hiess er anders. Seine Leute nannten ihn den Gähnenden, ein Kindheitsname, der so gar nicht zu seinem furchterregenden Ruf passte. Aber die Mexikaner verstanden seinen Namen falsch. Oder, so geht das Gerücht, sie riefen vor Angst einen bekannten Heiligen an, wenn sie ihn kommen sahen.

Geboren wurde er 1829 im späteren Südwesten der USA. Damals gehörte dieses riesige Gebiet noch zu Mexiko. Seine Leute waren einige Jahrhunderte früher aus dem Norden gekommen. Von ihren sesshaften NachbarInnen lernten sie den Maisanbau, aber sie nahmen ihn nie so ganz ernst. Lieber zogen sie herum, jagten, sammelten und klauten anderen die Vorräte. Die erste Menstruation der Mädchen feierten sie mit einem viertägigen Ritual, und obwohl es nicht nur gern gesehen war, wurden einige Frauen berühmte Kriegerinnen.

Er wisse nicht, wie viele MexikanerInnen er in seinem Leben getötet habe, erzählte er später seinem Biografen. Der Hass hatte einen Grund: Als junger Mann war er einmal mit Gefährten friedlich in ein mexikanisches Dorf gezogen, um Handel zu treiben. Unterdessen hatten Mexikaner seine Mutter, seine Frau und die drei kleinen Kinder massakriert. Jahrelang ging der Kleinkrieg weiter, auf beiden Seiten ungeheuer brutal. Ein Häuptling, wie die Weissen dachten, war er eigentlich nicht. Seine Leute schätzten ihn seiner schamanischen Kräfte wegen: Er könne den Ausgang von Gefechten voraussagen und sogar die Tageszeiten manipulieren, hiess es.

Als sich die USA den Südwesten einverleibten, hätten sie gern alle Einheimischen in Reservate gesperrt. Doch diese hielten es dort nie lange aus. 1885 machte er sich wieder einmal davon, zusammen mit knapp vierzig Männern, Frauen und Kindern. Fast eineinhalb Jahre lang führte die kleine Gruppe mehr als tausend Soldaten an der Nase herum. Wie so oft bei der Eroberung des Kontinents nutzten die Amerikaner die Uneinigkeit ihrer Feinde aus: Ohne die vielen indianischen Scouts hätten sie die Flüchtigen wohl nie erwischt. 1886 ergaben sich die Letzten und wurden als Kriegsgefangene nach Florida deportiert, später nach Oklahoma umgesiedelt.

Im Alter wurde er reich und berühmt, zog durchs Land und liess sich von den Weissen bestaunen. Bei seinen Leuten hatte er keinen guten Ruf mehr. In seinem 80. Lebensjahr fiel er vom Pferd und holte sich eine Lungenentzündung, kurz darauf starb er. Dass US-Fallschirmjäger seinen Namen später als Schlachtruf brauchten, hätte ihn rasend gemacht. Wie heisst der berühmte Mann?

Gesucht ist der Apachenkrieger Goyaale oder Goyathlay, besser bekannt als Geronimo (1829–1909).