WOZNews

Nr. 6 –

Innewohnende

«Der Haushalt, zu dem Sie gehören, bewohnt diese Wohnung als … Mieter oder Untermieter / Genossenschafter / Stockwerkeigentümer / Eigentümer / andere …» So lautet eine der Fragen der «Strukturerhebung» des Bundesamts für Statistik, die seit einigen Jahren an 200 000 zufällig ausgewählten Personen jährlich anstelle einer Volkszählung durchgeführt wird. Es wäre ja schon ein Fortschritt, wenn der Haushalt sich selber organisieren und führen würde. Doch möchten wir ihn als Mieter, Genossenschafter oder Besitzer? Ursache dieses unbekannten Phänomens sind wohl die Grenzen des Amtsdeutschen. So oder so raten wir Ihnen beim Ausfüllen des Fragebogens zur Zurückhaltung. Sonst ist plötzlich der Grosse Bruder Mitgenossenschafter.
Jürg Fischer

Kapitalisierte

«Aus heutiger Sicht muss man sogar sagen, dass es ein Fehler war, dass es die damalige Bankenaufsicht und der Bundesrat im Herbst 2008 zugelassen haben, dass sich die CS nicht wie die UBS bei Bund und Nationalbank rekapitalisierte, sondern ihr Geld bei saudischen und katharischen Staatsfonds holte.» Diesen Bandwurmsatz formulierte der «Tages-Anzeiger», und wir stimmen zu. Die mittelalterliche Glaubensgemeinschaft der Katharer befand sich damals schon längst auf dem absteigenden Ast. Und ein Katarrh befällt die Herrscher Katars selten, eher ist es ein Beinbruch («Scheichebruch»); der CS täte andererseits eine Katharsis im Wortsinn (psychische Reinigung) not.
Jürg Fischer

Tippfehlerhafte

«Clinton nennt Sanders ‹Präsident›: peinlicher Verpsrecher von Chelsea Clinton», meldete «Tages-Anzeiger Online». Und belegte die Binsenweisheit «Du bist, was du schreibst».
Jürg Fischer

Passende

«Die Amerikaner sind beim Ausschafen auf SVP-Kurs», meldete der «Blick am Abend», was befürchten lässt, die einschlägigen Schafkampagnen zeigten bereits sprachliche Auswirkungen. Für ihre Zielgruppe sind diese Kampagnen ja kein Kompliment, denn Schafe, ob schwarz oder weiss, gelten gemeinhin als ängstlich, genügsam und etwas dumm. Und sie habens gern eingepfercht.
Karin Hoffsten

Dringliche

Dieselbe Gratiszeitung berichtete vom tragischen Tod eines Touristen, den ein Elefant «bei einem Austritt abgeworfen hatte». Es empfiehlt sich folglich vor jedem Elefantenritt, das Tier erst sein Wasser abschlagen zu lassen.
Karin Hoffsten

Genügsame

Nach einer Theaterpremiere begeisterte sich Mario Mariani, Zürcher CVP-Gemeinderat, im «Tagblatt der Stadt Zürich» für «alternatives Kulturschaffen: sowohl vom Ambiente wie auch vom Unterhaltswert her gesehen (und dies wohlverstanden ohne städtische Kulturförderung). Selten so gelacht.» Denn Geiz ist geil und Sparen lustig.
Karin Hoffsten

Gewürzte

«20 Minuten» gefiel der Eröffnungsfilm an den Solothurner Filmtagen: «Schön auch die sanfte Kritik am oft genug viel zu verplanten Schweizer Spiessbürgertum.» Wir sind uns nicht sicher, ob das Schweizer Spiessbürgertum dank ein, zwei Spritzern Chaos an Charme gewänne.
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch