Landwirtschaft: Ernährungssouveränität – am besten mit Horn

Nr. 8 –

Gleich zwei Volksinitiativen zur Landwirtschaft sind in diesen Wochen im Endspurt: die Initiative für Ernährungssouveränität der bäuerlichen Gewerkschaft Uniterre und die Hornkuh-Initiative. Letztere will finanzielle Unterstützung für TierhalterInnen, die Kühen und Ziegen ihre Hörner lassen.

Seit immer mehr Kühe im Laufstall gehalten werden, werden sie auch öfter enthornt – aus Angst vor Verletzungen. Doch es gibt auch hornkuhgerechte Laufställe: Sie müssen einfach grösser sein, damit sich die Tiere ausweichen können. Also sind die Ställe teurer. Das rechtfertigt Unterstützung.

Hier liegt allerdings der Haken der Initiative: Ihr Text unterscheidet nicht zwischen Anbinde- und Laufstall. In einem Anbindestall gibt es ein gewisses Verletzungsrisiko für die Menschen; darüber hinaus haben sie aber nicht mehr Kosten oder Aufwand. Und was das Leben der Kuh mehr einschränkt, die Anbindehaltung oder die Enthornung, ist schwer zu sagen. Trotzdem ist es gut, dass dank dieser Initiative wieder über Hörner diskutiert wird – als Erinnerung daran, dass Kühe Lebewesen mit Rechten und Bedürfnissen sind, keine Milchmaschinen.

Die zweite Initiative möchte Ernährungssouveränität, ein Prinzip der globalen bäuerlichen Bewegung Via Campesina, in der Verfassung verankern. Dazu gehört, dass Staaten ihre landwirtschaftliche Produktion mit Zöllen vor Dumpingimporten schützen, aber selber kein Dumping betreiben dürfen, indem sie Exporte verbilligen. Beides steht in der Initiative, aber noch viel mehr: Der Bund soll ein Gentechverbot erlassen, bessere Arbeitsbedingungen für landwirtschaftliche Angestellte durchsetzen, den direkten Handel zwischen Produzentinnen und Konsumenten stärken und Strukturen fördern, die Überproduktion vermeiden. Auch diese Initiative erinnert an etwas Wichtiges: Landwirtschaft ist nicht nur die Angelegenheit einer kleinen, schrumpfenden Berufsgruppe. Sie betrifft die ganze Gesellschaft.

www.hornkuh.ch, www.souverainete-alimentaire.ch