Im Affekt: Nazi-Metaller im Scheidungsstress

Nr. 17 –

Der Hammer kam in Form eines Facebook-Posts. Ausgerechnet Robert Fudali, besser bekannt als Rob Darken, eine Ikone der rechtsextremen Black-Metal-Szene, läuft zum Multikulturalismus über. Er sei stolz, schrieb Fudali, dass seine Band Graveland von Menschen auf allen Erdteilen gehört werde, sogar in Israel. Für seine stramm rechten Fans war das zu viel: Aus den hasserfüllten Antworten auf den Posts quillt hemmungslose Enttäuschung (zum Zitieren ungeeignet). Doch wieso hat Fudali seine Kameraden derart brüskiert?

Die schönste Theorie stammt von einem der linken Metal-Nerds, die sich im Forum des Szenemagazins «Deaf Forever» tummeln: Fudali soll über all die Jahre stets auf Kosten seiner Frau gelebt haben, die sich kürzlich von ihm scheiden liess. Deshalb bleibe ihm nun nur noch die Möglichkeit, endlich seine Musik als Einnahmequelle zu mobilisieren. Doch der rechte Sumpf am Rand des Black Metal ist dafür offenbar schlicht zu klein. Jedenfalls soll das Nazifestival «Hot Shower», auf dem Graveland Anfang April zum ersten Mal überhaupt auf einer Bühne standen, ein kommerzielles Desaster gewesen sein.

In seiner Heimat Polen steht Graveland nun zunehmend unter Beschuss. Die liberale Zeitung «Wyborcza» etwa ruft zum Boykott der Band auf. Immerhin hat Fudali die Wiederholung des Holocaust gefordert, mit Skinheadbands kooperiert und auf rechtsextremen Labels veröffentlicht. Ironischerweise droht aber auch Gefahr von rechts: Die nationalkonservative Regierung will vermehrt gegen antichristliche Musik vorgehen, der Black Metal wäre ein offensichtliches Ziel einer solchen Kampagne.

Robert Fudali ist umzingelt, alle wenden sich von ihm ab: seine Frau, seine Szene, die Regierung, die liberale Öffentlichkeit. Am Schluss bleibt ihm nur die totale Vereinzelung. Konsequenter könnte ein Black-Metaller eigentlich nicht sein. Als Jon Nödtveidt, der mittlerweile verstorbene Frontmann der schwedischen Band Dissection, einmal gefragt wurde, warum er als Rechter den Nationalsozialismus ablehne, meinte er, das sei doch bloss eine weitere Herdenmentalität.

Worauf die Frage bleibt, inwiefern die ganze Neuorientierung auch die Qualität der Musik tangiert.