Monsanto in Indien: Eine neue Chance für lokale Baumwollsorten

Nr. 35 –

Am Freitag letzter Woche gab es in der indischen Hauptstadt New Delhi eine Solidaritätsaktion für Monsanto. Der US-amerikanische Agrartechnologiegigant hatte das Mitgefühl der Konkurrenz erweckt, und so eilten die Chefs der indischen Niederlassungen von Bayer, Dow, Dupont Pioneer und Syngenta zu Hilfe. Zusammen wollen sie gegen die «Unsicherheit im geschäftlichen und regulatorischen Umfeld» ankämpfen.

Es geht um viel. Für Monsanto ist Indien nach den USA der zweitgrösste Markt. Der Konzern dominiert den indischen Baumwollanbau fast vollständig: Neunzig Prozent der Felder werden mit dem genmanipulierten Monsanto-Saatgut Bollgard und Bollgard II bestellt – und dann mit dem Monsanto-Herbizid Roundup besprüht, das alle anderen Pflanzen abtötet. So sind in Indien, dem zweitgrössten Baumwollproduzenten weltweit, über sieben Millionen BäuerInnen vom US-Konzern abhängig.

In den ersten Jahren konnten die Erträge durch das Hightechsaatgut tatsächlich gesteigert werden. Doch in diesem Jahr fiel der Ernteertrag um 27 Prozent. Offenbar sind auch die teuren Monsanto-Pflanzen nicht gegen die Mottenschildlaus immun. Das ist für die mehrheitlich verschuldeten BäuerInnen ein riesiges Problem. Im April verkündete die Regierung, dass die internationalen Konzerne nur noch sechs statt wie bisher üblich zwanzig Prozent des Saatgutpreises als Lizenzgebühr einstreichen dürfen.

Nachdem Monsanto deswegen vor Gericht gegangen war und verloren hatte, drohte der Chef des indischen Tochterunternehmens am Donnerstag, dass er den indischen BäuerInnen nun die neusten Weiterentwicklungen vorenthalten könnte, sollte die Regierung nicht zurückkrebsen; tags darauf suhlte er sich bei der merkwürdigen Solidaritätsaktion in der Opferrolle. Dabei ist das «regulatorische Umfeld» in Indien ziemlich klar: Patente auf Saatgut sind laut Gesetz schlichtweg nicht möglich.

Die religiös-nationalistische Regierung von Narendra Modi will die Monopolstellung von Saatgutmultis durchbrechen. Ihm schwebt stattdessen eine «nationale» Gentechindustrie vor. Indessen haben bereits Tausende BäuerInnen in Nordindien auf eine neu gezüchtete lokale Baumwollsorte gewechselt. Sie wirft hohe Erträge ab, ist immun gegen die Mottenschildlaus – und kostet nur einen Bruchteil des Monsanto-Saatguts. Gut möglich, dass die Drohungen Monsantos und die Solidaritätsaktion der anderen Saatgutmultis noch mehr BäuerInnen davon überzeugen, sich von deren Herrschaft zu befreien.