Was weiter geschah: Agassizhorn wird nicht zum Rentyhorn

Nr. 35 –

Der Historiker Hans Fässler ist vorerst gescheitert. Er wollte das Agassizhorn (3946 Meter) nicht mehr nach dem Namen eines Gletscherforschers und wegweisenden Rassentheoretikers benannt wissen. Der Alpengipfel sollte den Namen des von ebendiesem Louis Agassiz zum Beweis für die «Minderwertigkeit der schwarzen Rasse» fotografierten Sklaven Renty tragen. Dies, nachdem prominente BerggängerInnen – von FDP-Ständerat Andrea Caroni über Heinz Imhasly, Geschäftsführer der Luftseilbahnen Fiesch-Eggishorn, bis zur Philosophin Patricia Purtschert – die Petition unterzeichnet hatten.

Die Behörden der Gemeinden Guttannen, Grindelwald (beide BE) und Fieschertal (VS), die der Umbenennung hätten zustimmen sollen, haben sich «keinen Zentimeter bewegt», lässt das Komitee «Démonter Agassiz» verlauten. So verwiesen die Gemeinden auf die hohen Kosten, die eine Umbenennung zur Folge haben würde – obwohl das Komitee herausgefunden hat, dass eine Umbenennung bei der Landestopografie «innert Sekunden» und ohne Kosten möglich wäre. Auch fürchteten sich die Gemeinden vor einer «allgemeinen Verunsicherung» in Bergführern oder Hüttenbüchern – und verwahrten sich dagegen, «das Denken vor zweihundert Jahren aus heutiger Sicht zu beurteilen und zu korrigieren». Fürwahr ein seltsames Geschichtsverständnis – in einem Land, das die Erklärung der Weltkonferenz gegen Rassismus mitunterzeichnet hat.

Man werde nun auf andere Orte fokussieren, «die Gewähr für eine gewisse Lernfähigkeit und Humanität» bieten würden, schreibt das Komitee. So stehe etwa am Eingang des Naturhistorischen Museums von Neuenburg eine Büste von Agassiz, sein Rassismus werde aber mit keinem Wort erwähnt.

Nachtrag zum Text «Der Rassist im Alpen-Club» in WOZ Nr. 12/2016 und «Warum zirkulieren solche Bilder ungestört in einer breiten Öffentlichkeit? In der Schweiz ist die Meinung weitverbreitet, dieses Land habe nichts, aber auch gar nichts mit dem Kolonialismus zu tun» in WOZ Nr. 32/2011 .