«Weltwoche»: Schwer beschädigt

Nr. 40 –

Das Bezirksgericht Zürich hat den stellvertretenden Chefredaktor der «Weltwoche» wegen mehrfacher übler Nachrede und unlauteren Wettbewerbs verurteilt. Grund dafür: Philipp Gut hatte 2014 in einer Reihe von Artikeln dem Zürcher Geschichtsprofessor Philipp Sarasin unterstellt, er habe als Mitglied der Berufungskommission der Universität Zürich seiner «Geliebten» Svenja Goltermann zu einem Lehrstuhl samt Professur verholfen. Gut berief sich dabei auf eine Reihe anonymer Quellen, blieb aber harte Belege schuldig (siehe WOZ Nr. 26/2016 ). Die schweren Vorwürfe gegen Sarasin beruhten damit auf Hörensagen und Gerüchten. So könnte jeder JournalistInnenschüler eine Sensationsgeschichte stricken.

Der Quellenschutz ist zweifellos ein hohes Gut, wofür sich im Ernstfall eine Verurteilung in Kauf zu nehmen lohnt. Aber er ist kein Freibrief für die Konstruktion von haltlosen Fertigmacherstorys. Wie das Gericht festhält, gilt das Gesetz auch für JournalistInnen. In der jüngeren Vergangenheit hat die «Weltwoche» immer wieder aufsehenerregende Geschichten publiziert. Sie schrieb die Zürcher Stadträtin Monika Stocker aus dem Amt, zwang Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand zum Rücktritt und stürzte den damaligen SVP-Bundesratskandidaten Bruno Zuppiger, der sich an einer Erbschaft vergriffen hatte. Im ersten Fall hielten zwei Frauen aus dem Sozialamt Zürich ihre Köpfe hin, bei Hildebrand gab es schriftliche Belege, ebenso liessen sich Zuppigers Verfehlungen klar belegen.

Doch zunehmend machte die «Weltwoche» Jagd auf Personen, die offenbar dem engsten SVP-Machtzirkel missfielen, wobei diffus blieb, was am Verhalten dieser Personen skandalös gewesen sein soll. Res Strehle, damals Chefredaktor des «Tages-Anzeigers», war ein solcher Fall, die freisinnige Ständerätin Karin Keller-Sutter ein anderer. Selbst dem einstigen Starreporter Urs Paul Engeler wurden diese Methoden zu viel. Er hat sich von der «Weltwoche» abgewandt.

Die strafrechtliche Verurteilung Philipp Guts beschädigt die Glaubwürdigkeit der «Weltwoche» schwer. Dabei ist ihre journalistische Unabhängigkeit ohnehin schon beschädigt: Ihr Besitzer, Verleger und Chefredaktor Roger Köppel ist inzwischen ein einflussreicher Politiker.