Diesseits von Gut und Böse: Wahre Berufungen

Nr. 46 –

Stellen Sie sich vor, Sie haben Fieber, aber für die Notärztin, an die Sie geraten, sind ausser Knochenbrüchen alle Krankheiten eingebildet. Oder der Lehrer Ihres Sohnes hält Kinder für grundsätzlich böse und die Ohrfeige zur rechten Zeit fürs Mittel der Wahl.

So ähnlich muss man sich fühlen, wenn man die Stadt Dübendorf um Sozialhilfe ersucht – vor allem als AusländerIn; denn wie der «Tages-Anzeiger» berichtete, hat die dortige Leiterin der Abteilung Sozialhilfe verschiedentlich auf Facebook Verlautbarungen geteilt wie zum Beispiel: «Die Lügenpresse verschweigt die wirkliche Fratze der unkontrollierten Einwanderung», «Stoppt den Asylwahnsinn in der Schweiz» oder «Lasst Gutmenschen die ach so armen ‹Flüchtlinge› bei sich aufnehmen (…)», einige Einträge stammten von der rechtsradikalen deutschen NPD.

Die Betreffende erhielt eine Verwarnung, bleibt aber weiterhin Leiterin Sozialhilfe. Für den Stadtrat sei die Sache erledigt; der zuständige Sozialvorsteher ist in der SVP, und die Gedanken sind ja frei.

Auf ihrem Facebook-Profil befasst sich die Dame jetzt schwerpunktmässig mit Tierschutz. Mit der Redensart «den Bock zum Gärtner machen» konnte ich bis heute nur wenig anfangen; doch in diesem Fall scheint es mir ausnahmsweise angemessen, die Geiss ab sofort in der Stadtgärtnerei zu beschäftigen.