Agenda

Nr. 8 –

Hoch hinaus im Cameo

Das Kino liebt das weite Land und den Highway, aber mit Hochhäusern hat es im Prinzip ein Problem: Sofern sie nicht als Skyline aus der Ferne erscheinen, sprengen sie das Querformat der Leinwand – was sie natürlich erst recht wieder interessant macht fürs Kino, sei es als sozialer Kosmos oder als architektonische Hybris in die Vertikale. In Winterthur (zwei Wolkenkratzer!) lädt das Kino Cameo jetzt zu einer Reihe mit Hochhausfilmen, angefangen mit dem Komiker Harold Lloyd, der in «Safety Last» (1923) die wohl berühmteste Fassadenkletterei der Filmgeschichte vollbrachte.

Später dienen Wolkenkratzer dann als Kulisse für feuriges Katastrophenkino («The Towering Inferno», 1974) oder für eine Geiselnahme mit Bruce Willis im Unterhemd («Die Hard», 1988). Die Neonromanze in den anonymen Häuserschluchten von Wong Kar-Wais «Chungking Express» (1993) fehlt ebenso wenig wie das Hochhaus, das in Ben Wheatleys «High-Rise» (2015) als dystopische Parabel der Klassengesellschaft fungiert: Unten hausen die Prolls, zuoberst im Penthouse der Schöpfer. Dazu gibts eine dokumentarische Langzeitstudie über eine Kölner Hochhaussiedlung («Am Kölnberg») und kürzere Dokumentarfilme über das Zürcher Lochergut oder das Leben im Betonskelett des Torre David in Caracas.

«Das Hochhaus im Film» in: Winterthur Kino Cameo, bis 31. März 2017. Genaues Programm: www.kinocameo.ch.

Für immer? Whatever!

Was ist denn das? Ein mit blumigen Wolldecken verhängtes Podest, darauf bäuchlings ausgestreckt ein nackter Jüngling. Die Beine freischwebend in der Luft, in der Hand eine Art Besenstiel mit irgendwas Flauschigem am Ende. Eine Pose von bizarrer Grazie, irgendwo zwischen antikem Halbgott und polyvalenter Haushaltshilfe aus dem Escort-Katalog. Auf solche und ähnliche lebendige Skulpturen darf man sich gefasst machen, wenn das Kollektiv Der Pfeil im Rahmen von «Forever Whatever» das Foyer der Dampfzentrale in Bern bespielt. Letztes Jahr lief das Tanz- und Performancefestival noch unter dem Namen «Forever Young», jetzt wird das unmögliche Versprechen gestrichen: Ewige Jugend? Whatever!

Zu Gast sind etwa die Compagnie Philippe Saire, die Zürcher Performerin Alexandra Bachzetsis oder die Compagnie Jozsef Trefeli, bei der ungarische Folklore in dadaistisches Kabarett kippt. Im Zentrum stehen Fragen der Identität, das performative Modethema schlechthin, dem sich das Festival aber gleichzeitig entzieht, indem es sich kurzerhand zum Antifestival erklärt. Nur konsequent also, wenn auch die Deutungshoheit ans Publikum delegiert wird: «Yay, die Kunstschaffenden sind tot» lautet, frei nach Roland Barthes, die Devise bei den Publikumsgesprächen, wo für einmal wir den KünstlerInnen den Sinn ihrer Werke darlegen dürfen.

«Forever Whatever» in: Bern Dampfzentrale, Do, 23. Februar 2017, bis So, 5. März 2017. Genaues Programm: www.dampfzentrale.ch.

Zündel geht ab

«Markus Werner wurde zum Paulo Coelho für jene, die Paulo Coelho nicht ausstehen können.» So schrieb Gabriel Vetter letzten Sommer in der WOZ in seiner Hommage an den grossen Schriftsteller mit dem schmalen Gesamtwerk – nur eine Woche später war Werner tot. Jetzt holt das Zürcher Schauspielhaus dessen Roman «Zündels Abgang» (1984) auf die Bühne. Für die Inszenierung zeichnet der junge Schweizer Zino Wey, der die Vorlage als «poetische Beschreibung eines Unwohlseins» versteht.

«Zündels Abgang» in: Zürich Schauspielhaus, Sa/Mo, 25./27. Februar 2017, jeweils 19.30 Uhr. Weitere Daten siehe www.schauspielhaus.ch.