LeserInnenbriefe

Nr. 11 –

Mit Pinnwandsteckern

«Im Affekt: In der Fotohölle», WOZ Nr. 5/2017

Ich konnte mir am 9. Februar selbst ein Bild von der von Ihnen kritisierten Ausstellung von Annie Leibovitz machen. Es ist erstaunlich, dass sich etwa vierzig Personen an einem Donnerstag um 12 Uhr im Ausstellungsraum an der Selnaustrasse in Zürich einfinden. Die Werbetrommel wurde auch kräftig geschlagen. Nicht erstaunlich ist jedoch, dass nur andere Presseberichte an der Wand hängen und der WOZ-Kommentar von Daniela Janser fehlt.

«Lieblos», wie Sie schreiben, ist die Ausstellung tatsächlich; die Fotografien sind mit Pinnwandsteckern an die Wand geheftet, und darüber wurde eine Abdeckung aus Plexiglas angebracht. Soll die Plexiglasoberfläche verhindern, dass frustrierte BesucherInnen die Fotografien herunterreissen?

Rolf Widmer, per E-Mail

Freie Demokratie?

Margarete Stokowski: «Bäume fällen macht viel mehr Spass als Bäume pflanzen», WOZ Nr. 7/2017

Es ist eben ein Unterschied, ob eine Stimme auffällt, weil sie anders denkt, klar und genau, oder ob jemand auffallen möchte und darum sich besonders originell zu verrenken versucht. Dem Medienzirkus ist es oft einerlei.

Das Interview mit Margarete Stokowski in der WOZ gibt neuen Gedanken und Fragen Raum und ist darum inspirierend. Die sexuelle Revolution – jenseits der romantischen Überhöhung betrachtet – legt den Gedanken nahe, dass die grosse Arbeit noch vor uns liegt. Und ebenso sieht es mit der Herrschaftskritik aus. Schon der Psychoanalytiker und Anarchist Otto Gross äusserte ja den ketzerischen Gedanken, dass es keiner der bisherigen Revolutionen geglückt sei, die Freiheit des Individuums zu errichten. Immer wieder wurde das freiheitliche Element erstickt, «weil der Revolutionär von gestern die Autorität in sich selbst trug».

Doch das Ziel ist richtig. Um die Freiheit, die Befreiung sollte es gehen. Aber der Weg dorthin führt ziemlich sicher über Selbsterkenntnis, einschliesslich der sexuellen und psychologischen Zwänge und Muster, die sich verändern lassen. Vielen Dank für die Überlegungen Margarete Stokowskis.

Peter Boller, Zürich