Urs Gägauf (1969–2017): Bild und Ton

Nr. 31 –

Erinnerst du dich? Da war dieses rotzfreche kleine Mädchen mit fiesem Grinsen, das sich aufmachte, das Wef zu besiegen. Mal hatte sie Skier, mal ganz handfest eine Axt in der rechten Hand. Oder sie war Superwoman, die der Davoser Versammlung der Supermächtigen den Stöpsel zieht. Oder die übergrosse Papiermaché-Figur an der Demo. Urs’ Mafalda hat das Bild der Anti-Wef-Kampagnen geprägt.

Sie war nur eine der Arbeiten von Urs Gägauf, die Bewegungen, Kampagnen und Firmen ein Gesicht gegeben haben. Wer kennt nicht die zur Rakete gewordene Bierflasche, die die Lastwagen des Zürcher Bierhändlers schmückt? Urs hat mehrheitsfähige Kampagnen gemacht und es auch nicht abgelehnt, für den Zürcher Bankenverband zu arbeiten. Doch der grosse, ruhige, konziliante und gut aussehende Mann hat erstaunlich gerne hässige Figuren kreiert. Das wutentbrannte schwarze Schaf mit den blutunterlaufenen Augen («Halts Maul Schweiz!») hat unseren Hass auf die Blocher-Schweiz der selbstgerechten Idioten auf den Punkt gebracht.

Musik war wichtig in Urs’ kreativem Leben. Es gab in Zürich wohl kaum einen Keller eines besetzten Hauses, in dem Urs seine Platten nicht aufgelegt hat. Mit FreundInnen zusammen hat er unzählige Sauvages organisiert und gezeigt, dass «umsonst und draussen» geht und dass Bars mit Musik auch an «unmöglichen» Orten «Machbar» sind. Er hat Tanzvergnügen gegen das Wef ebenso mitorganisiert wie Auftritte von Legenden wie UK Subs oder D.O.A. am Zürcher 1. Mai.

In den letzten Jahren hat Urs zusammen mit seiner Familie und der halben Gemeinde Kilchberg für den Verbleib der verfolgten Familie M. gekämpft. Die Propaganda der breiten Bewegung (www.hierzuhause.ch) ist sanft, genau, eindringlich. Und hat doch nicht gereicht, um den ausschaffungswütigen Mario Fehr (Regierungsrat des Kantons Zürich, SP) zu stoppen.

Der Mann, der Ho Chi Minh, Berge, die ostfranzösische Bresse, Punk, Chansons und Elektropop geliebt hat, der ein liebevoller und engagierter Vater zweier Töchter war, der FreundInnen im Amt für Wirtschaft des Kantons Zürich, aber auch im Revolutionären Aufbau hatte, der am liebsten in Kollektiven und im Hintergrund gearbeitet hat und der vielen und vielem Bild und Sound gegeben hat, ist Mitte Juli nach einer Herzoperation gestorben.