In eigener Sache: Reden wir über Europa!

Nr. 32 –

Am 8. und 9. September veranstaltet die WOZ in Zürich einen Europakongress. Worum geht es? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Warum ein Kongress über Europa?
Europa ist in aller Munde, gleichzeitig ist es ein politisches Tabu. Alle reden ständig davon, selten wird eine gemeinsame Vorstellung entwickelt. Und dies in der grössten Orientierungskrise der Europäischen Union: Die neoliberale Austeritätspolitik hat die soziale Katastrophe in südlichen Staaten verschärft, der beschlossene Austritt Britanniens aus der EU hat die Vorstellung einer immer engeren Kooperation erschüttert. Auf dem Mittelmeer sterben an der unsichtbaren Aussengrenze auch in diesem Jahr Tausende von Flüchtlingen.

Warum soll der Kongress gerade in Zürich stattfinden?
Auch die Diskussion über das Verhältnis der Schweiz zu Europa steckt in der Sackgasse. Kaum jemand plädiert offen für einen EU-Beitritt, zugleich will niemand die bilateralen Verträge aufs Spiel setzen. Die Debatte prägen technokratische Begriffe wie «Inländervorrang light» und die Ressentiments der SVP. Zudem will der Kongress eine historische Tradition aufnehmen. Schliesslich hielt Winston Churchill 1946 in Zürich seine berühmte Europarede: «Let Europe arise!» Und, was etwas weniger bekannt ist: Im selben Jahr wurde im luzernischen Hertenstein eine europäische Föderation proklamiert, als Regionalverbund der Uno.

Was ist das Ziel des Kongresses?
Wir massen uns nicht an, Europa retten zu können. Aber wir wollen die Diskussion über die EU nicht den reaktionären Kräften überlassen, die darin bloss ein Feindbild sehen. Wir wollen kritisch, aber konstruktiv über das europäische Projekt und notwendige Veränderungen diskutieren. Auch sollen sich Leute, denen an der Diskussion über Europa gelegen ist, vernetzen können. Vielleicht entsteht daraus ein anderes Europa.

Wie läuft der Europakongress ab?
Wir bieten acht Podien und sechs Workshops an, für viele Interessen und Geschmäcker. 25 Gäste aus zehn Ländern haben ihre Teilnahme zugesagt. Von Polen bis nach Spanien, aus der Türkei und den USA. Sie stammen aus verschiedenen sozialen Bereichen, sind als WissenschaftlerInnen oder Intellektuelle tätig, als Politikerinnen oder Aktivisten. Damit nicht nur doziert und diskutiert wird, gibt es auch Workshops, an denen sich das Publikum einbringen kann. Thematisch reichen sie von einer solidarischen europäischen Handelspolitik bis zu den Chancen der digitalen Demokratie und feministischen Politik.

Wer sind die Gäste?
Der Kongress beginnt am Freitag, dem 8. September, mit einem Auftaktpodium mit der US-Soziologin Saskia Sassen, der türkischen Schriftstellerin Ece Temelkuran und dem Historiker Jakob Tanner. Am Samstag, dem 9. September, diskutieren James K. Galbraith, Philipp Löpfe, Tom Kucharz und Mascha Madörin ökonomische Alternativen. Über sichere Fluchtwege sprechen wir mit Andreas Cassee, Rokhaya Diallo, Saskia Sassen und Damir Skenderovic. Derweil unterhalten sich Agniezka Dziemianowicz-Bak, Andreas Gross, Teresa Pullano und Thomas Seibert über neue Formen der BürgerInnenbeteiligung. Wo die Barrikaden für soziale Kämpfe stehen, fragen wir Catarina Principe, Paul Rechsteiner und Raul Zelik. Wie Europa endlich grün werden kann, erörtern Eva Gelinsky, Balthasar Glättli und Alexandra Strickner. Und Milo Rau, Maria Stepanowa und Cédric Wermuth bringen ihre Erfahrungen in die Diskussion über eine europäische Identität ein.

Wie kann man teilnehmen?
Um den Kongress planen zu können, sind wir froh um eine Anmeldung. Diese ist möglich über die Website www.europakongress.ch. Dort finden sich auch viele weitere Informationen. Die Eintrittspreise sind günstig: Ein Tagespass kostet 25 Franken, für beide Tage beträgt die Teilnahmegebühr 40 Franken. Der Kongress endet am Samstag mit einem Fest im Helsinkiklub.