Agenda

Nr. 37 –

Tänzerische Eskapaden

Sie ist ein Feuerwerk an Energie und Emotion: Eugénie Rebetez spielt mit Understatement und schlägt listige, überraschende Töne an. Was die jurassische Choreografin und Tänzerin in ihrem Solostück «Bienvenue» exzessiv und nuancenreich aufführt, ist manchmal unverschämt klamaukig. Dann wieder enden die mutigen Eskapaden einer jungen Frau auf ihrem Selbstfindungstrip jäh in Sackgassen. Tristesse und Einsamkeit herrschen, und Madame führt wütende Dialoge mit Objekten. Ihre Stimme kann böse werden und sich schrill überschlagen. Nicht nur das stimmliche Register ist breit gefächert bei Rebetez: Was sie auf der Bühne performt, wird bei ihr zu einem ganz eigenen Genre, zu etwas zwischen Performance und Clownerie. Aus der üppigen Körperlichkeit Rebetez’ brechen Kaskaden von Einfällen und Stimmungen, mal laut, mal stiller. Innen wird zu aussen und umgekehrt.

«Bienvenue» in: Zürich Tanzhaus, 19.–21. September 2017, jeweils 20 Uhr. www.tanzhaus-zuerich.ch

Maya Künzler

Wo die Musik hingehört

Irgendwann wurde es der Polizei von Tel Aviv zu bunt. Sie verhinderte die Konzerte von Monotonix, wo immer sie konnte. Also setzte sich das Trio ins Ausland ab und veranstaltete dort, was man ihnen in der Heimat zu verbieten versuchte: das kathartische Konzert. Angetrieben von luzid-virtuosen Gitarren und einem galoppierenden Schlagzeug, verwandelten Monotonix unter Anleitung des schamanenhaften Sängers Ami Shalev geordnete Konzertverhältnisse in Tumulte. Gespielt wurde stets im, hin und wieder auch auf dem Publikum – samt Schlagzeug. Seit der Auflösung der Band 2011 ist Gitarrist Yonatan Gat unter eigenem Namen unterwegs. Vieles ist gleich geblieben. Die Gitarren noch immer wie ein heulender Motor, das Schlagzeug noch immer wie der nervöse Fuss auf dem Gaspedal, vorgetragen noch immer da, wo diese Musik stattfinden muss: mitten im Publikum.

Yonatan Gat in: Düdingen Bad Bonn, Di, 19. September 2017, 21 Uhr. www.badbonn.ch

Donat Kaufmann

Frühsommer im September

«Literarischer Herbst», das liesse sich auch dystopisch lesen. Als Anbruch des letzten Kapitels des Buches selbst. Aber von wegen! Der Literarische Herbst in Gstaad tritt an, um den Gegenbeweis zu erbringen. Lukas Bärfuss ist da mit seinem Roman «Hagard», Pedro Lenz bringt seine «Schöne Fanny», Jonas Lüscher «Kraft», Martina Clavadetscher liest aus den «Knochenliedern», Bruno Ganz lässt die «Liebesgeschichten» von Robert Walser auferstehen. Der Herbst der Literatur, er wird sich gedulden müssen.

«Literarischer Herbst Gstaad» in: Gstaad 14.–17. September 2017. www.literarischerherbst.ch

Donat Kaufmann