Fehlanreiz: Wachstumsförderung mit Umweltboni

Nr. 37 –

Wer sein altes Auto mit Diesel- oder Benzinmotor verhökert und dafür ein neues Auto der Energieklasse A kauft, erhält in Horgen ZH einen Umweltbonus von bis zu 3000 Franken. Diese Maximalprämie erreichen zum Beispiel KäuferInnen eines zwei Tonnen schweren Tesla-Modells mit 300 PS starkem Elektromotor. Das sieht das revidierte Förderreglement vor, das am 1. September in Kraft trat. Die Folge dieser «grünen» Subvention: Der Tesla fährt neu auf die Strasse, während das alte Auto mit neuem Besitzer weiterhin Öl verbrennt und die Umwelt belastet. Insgesamt steigt damit der Energiekonsum; er steige aber weniger stark, erklären Boni-AnhängerInnen, als wenn die Altautoverkäuferin auf ein neues Auto der Energieklasse B bis G umsteige.

Allerdings profitieren nicht alle KäuferInnen von angeblich umweltfreundlichen Fahrzeugen. Wer etwa vom Dieselauto aufs Elektrovelo umsteigt, das nur einen Bruchteil so viel Strom frisst wie ein Tesla, geht leer aus. Das Gleiche gilt für Leute, die sich ersatzlos vom Auto befreien.

Wer zu Fuss geht oder zu Hause sitzt und über den Sinn von Umweltboni nachdenkt, erhält keine Subventionen. Da fragt sich denn: Wo bleibt der Aufstand der StubenhockerInnen, die die Umwelt tendenziell am wenigsten belasten?

Das Beispiel von Horgen ist eines unter vielen. Die Stadt St. Gallen etwa fördert den Erwerb neuer Elektro- und Hybridautos ebenfalls mit Kaufprämien. Viele Kantone gewähren Elektroautos überdies Rabatt auf die Motorfahrzeugsteuern. Und der Bund überlässt allen elektrisch betriebenen Fahrzeugen die Strassen gratis, indem er bislang keine Treibstoffsteuer auf Strom erhebt.

Mit Umweltboni belohnt wird heute nur, wer etwas tut, also in «Cleantechnik» investiert oder weniger umweltbelastend konsumiert. Beides lässt Wirtschaft und Naturverbrauch wachsen. Wirkungsvoller wäre es, jene zu belohnen, die umweltbelastendes Tun unterlassen. Doch Unterlassungen hemmen das Wirtschaftswachstum. Darum unterstützen Wirtschaftsverbände, Regierungen und Parlamente Umweltboni aller Art und verhindern ökologisch wirkungsvollere Lenkungsabgaben.