WOZ News

Nr. 46 –

Antikalyptische

Die «NZZ am Sonntag» hat die lobenswerte Gewohnheit, Fotos ihrer InterviewpartnerInnen mit dem Datum der Aufnahme zu versehen. Wir wissen allerdings nicht, wann das Bild des T. C. Boyle in der Ausgabe vom letzten Sonntag entstanden ist, unter dem es hiess: «Der amerikanische Schriftsteller T. C. Boyle, 68, will sich dem Weltuntergang entziehen. (Köln, 20. Februar 2018)». Jedenfalls raten wir, die deutsche Metropole am genannten Datum grossräumig zu meiden.
Jürg Fischer

Geheimniskrämerische

Sollte man schon mit Kommas meist nicht geizen, gilt dies auch für Leerschläge: «(…) selbst die einflussreichen Journalisten des ‹Wall Street Journal› (WSJ) oder der ‹New York Times› mussten sich gedulden, bis sie vergangene Woche kurz vor dem Verkaufsstart ein iPhone X ausgehändigt erhielten. Obwohl Apple etwas zu verbergen habe, wunderte sich die Journalistin des WSJ. Doch sie findet keine Kritikpunkte», hiess es in der NZZ. Obwohl das Blatt Korrektur gelesen wurde.
Jürg Fischer

Tolerierte

Legasthenie ist keine Schande, schliesslich kommt sie in der besten Gesellschaft vor. Ebenfalls in der NZZ lasen wir: «Aber sie schauen immer nur kurz hin – und dann gleich wieder weg, weil das geschäftige Berufsleben keine Störung dudelt (…).» Tatsächlich wird in der Welt viel zu viel Gedöns gemacht. Die Formulierung erinnert uns aber daran, dass wir Menschenkinder hienieden sowieso nur gedudelt sind.
Jürg Fischer

Okkulte

Eigentlich waren wir guter Hoffnung, künftig Ruhe vor ihm zu haben. Doch nun meldete sich Oskar Freysinger auf Tele Züri mit seinem Roman «Bergfried» zurück. Seinen persönlichen Frieden finde der SVP-Vizepräsident seit der Abwahl in der Meditation, sagte Moderator Markus Gilli, Freysinger sei ein «spiritistischer Mensch». Vermutlich köpft er im Keller unter seiner Reichsflagge ab und zu ein Huhn und plaudert mit verstorbenen Frontisten.
Karin Hoffsten

Gelehrige

Die «Wochen-Zeitung für das Emmental und Entlebuch» beschrieb einen «gewiegten Botaniker». Ha!, dachten wir, warfen dann aber gewieft, wie wir sind, einen Blick in den Duden und staunten: «Gewiegt» heisst «durch Erfahrung geschickt und mit allen Feinheiten vertraut». Dem Emmental Abbitte leistend, gedenken wir der alten Weisheit: «Man wird so alt wie eine Kuh und lernt doch immer noch dazu.»
Karin Hoffsten

Getrennte

Es seien «halbautomatische» und nicht «halb automatische» Waffen, schrieb uns Leser N. Auch wenn wir ihn gut verstehen, müssen wir erneut auf unser verbindliches Regelwerk verweisen, das die Schreibweise «halb automatisch» empfiehlt. Das ändert aber nichts daran, dass die Opfer meistens ganz tot sind.
Karin Hoffsten

Reizvolle

Wir mögen es, wenn auch bei einem Mann hin und wieder die Attraktivität betont wird. So bestätigte uns ein Augenschein im Internet, dass der in einer «Magazin»-Vorschau «Aymo Brunette» genannte Professor tatsächlich über schönes, dunkles Haupthaar verfügt.
Karin Hoffsten

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