AKW-Entsorgung: Fünf Milliarden weggerechnet

Nr. 48 –

Es geht um den Stenfo und den Sizu. Klingt chinesisch und ist kompliziert. Man kann aber eine einfache Variante erzählen: Die Schweizer Atomkraftwerke werden irgendwann stillgelegt, und der strahlende Müll muss entsorgt werden. Das wird viel kosten.

Die AKW-Betreiber müssen heute schon Geld zur Seite legen, um für diese Kosten einmal aufzukommen.

Das Kässeli, in dem sie das Geld ansparen, nennt sich Stilllegungs- und Entsorgungsfonds oder eben Stenfo. Doch wie viel Geld sollen die Betreiber heute einzahlen? Darüber wird gestritten. Und da kommt der Sizu ins Spiel, der Sicherheitszuschlag.

Bei allen grossen Bauprojekten gibt es grosse Unsicherheiten, wenn man vorgängig versucht, die Kosten abzuschätzen. Bauten können schnell ein Drittel teurer werden, weil das Material mehr kostet, weil man sich mit den Zinsen verrechnet hat et cetera. Die Betreiber gehen davon aus, dass die Entsorgung einmal 23 Milliarden Franken kosten wird. Der Bundesrat verlangt seit drei Jahren, dass sie einen Sizu auf die prognostizierten Kosten schlagen.

Das gefällt den Betreibern natürlich nicht. Damit sie trotz Sizu möglichst wenig in den Stenfo zahlen müssen, rechnen sie alle möglichen Unsicherheiten klein. Die Schweizerische Energie-Stiftung (SES) hat nachgerechnet: Fünf Milliarden versuchen die AKW-Betreiber so wegzusparen. Das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation wird Anfang 2018 festlegen, wie viel es wirklich sein muss.

Die SES hat nun eine Petition lanciert, in der sie höhere Beiträge für den Stenfo fordert. Man kann die Petition online unterschreiben (www.energiestiftung.ch/petition-akw-kosten.html). Vor Weihnachten soll sie eingereicht werden.

Dass die AKW-Betreiber nicht kneifen sollen, ist vernünftig. Das nennt sich Verursacherprinzip. Wir KonsumentInnen kennen es: Auf jede poplige Batterie, auf jeden Mixer zahlen wir eine vorgezogene Entsorgungsgebühr. Und das ist klug, denn die Entsorgung muss finanziert sein, bevor sie anfällt.