Diesseits von Gut und Böse: Huldrychs Vermächtnis

Nr. 50 –

Wahrscheinlich erhoffte sich der Zürcher Stadtrat dank Kälteeinbruch mehr Ruhe vor erregten Nackten, als er das Nutzungskonzept für die Werdinsel – ein sommerliches Badeparadies an der Limmat – ausgerechnet im Dezember der Öffentlichkeit vorstellte.

«Sex-Wäldli auf Werdinsel wird ausgelichtet» titelte «20 Minuten», dabei befasst sich nur ein kleiner Teil des Konzepts mit Freiluftsex, sonst gehts um Abfall, Lärm, Menschen- und Gummibootmassen, Autos und andern langweiligen Kram. Verärgerte Onlinekommentare monierten denn auch häufiger, dass am Limmatufer bis zu fünfzig Bäume gefällt werden sollen, um Badenden mehr Platz zu bieten, den Leinenzwang für Hunde und die zwei Millionen, die das kosten soll. Die Mehrheit scheint mit den bestehenden Verhältnissen ausgesprochen zufrieden. Auch damit, dass es in einem Wäldchen, laut Stadtrat, zu «störenden sexuellen Handlungen» kommt, denn diesen könne man problemlos ausweichen.

Enthaltsames Nacktbaden bleibt erlaubt, doch im Wäldchen soll der «Unterwuchs» entfernt werden, was sich wie eine Massnahme gegen Ungeziefer liest und nicht nur die LGBT-Community empört, sondern auch freiheitsliebende Heteros.

Nun soll wieder der alte Zwingli schuld sein. Doch laut NZZ war der ein Lebemann und «für weibliche Reize empfänglich». Ob auch er mal im Gebüsch verkehrte, ist nicht überliefert.