Anti-Kesb-Kampagnen: Abgang des Lokalkönigs

Nr. 51 –

Es ist ein demütigender Abgang. Besonders für einen wie Bruno Hug – der sich nie etwas sagen liess. Hug, der Lokalkönig. Hug, der Behördenschreck: So sah er sich selbst gerne. So inszenierte er sich. Bruno Hug ist in der Region um Rapperswil nicht nur als Verleger der Gratiszeitung «Obersee Nachrichten» bekannt, er war auch 24 Jahre lang Präsident des Eishockeyklubs SC Rapperswil-Jona Lakers. Und er mischte den letzten Rapperswiler Wahlkampf auf, bei dem er den CVP-Stadtpräsidenten Erich Zoller aus dem Amt schrieb. Nun wurde Hug vom Sockel gestürzt: Letzte Woche wurde er als Verleger der «Obersee Nachrichten» entlassen.

Hug und sein journalistischer Mitstreiter Mario Aldrovandi hätten eine persönlichkeitsverletzende Kampagne gegen die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) Linth und die Stadt Rapperswil geführt, hielt das Gericht Werdenberg-Sarganserland in einem Urteil von letzter Woche fest. Das Gericht gab einer Klage der Betroffenen fast vollumfänglich statt.

Hug betrieb in den «Obersee Nachrichten» rund drei Jahre lang eine beispiellose Hetze: Seine Berichte über die Kesb und ihre «Verbündeten» bei der Stadt Rapperswil verletzten jegliche journalistischen Grundregeln. Hug liess Betroffene ausführlich zu Wort kommen – ohne die Geschichten mit Fakten zu unterlegen; er drückte auf die Tränendrüse, bog Wahrheiten zurecht, griff notfalls gar selbst in seine Geschichten ein (siehe WOZ Nr. 42/2016 und WOZ Nr. 36/2017 ). Die Klage, die die Stadt Rapperswil und die Kesb Linth gemeinsam gegen das Blatt einreichten, umfasste 300 Seiten.

Nach dem Urteil bleibt eine entscheidende Frage: Weshalb liess die Verlagsgruppe Somedia (zu der die «Obersee Nachrichten» gehören) Hug so lange gewähren? Verleger Hanspeter Lebrument ist ein erfahrener Journalist, er kennt die Spielregeln. Setzte er skrupellos auf Bruno Hug, weil der mit seinem Gratisblatt eine willkommene Cashcow für die Verlagsgruppe war? Für eine Stellungnahme war Lebrument nicht erreichbar. Hugs Reputationsschaden ist nun gross. Doch darf er nicht alleine für das Fiasko verantwortlich gemacht werden: Viel mehr noch hat Somedia versagt.