Diesseits von Gut und Böse: Emanzipation im Eheleben

Nr. 51 –

Kürzlich verstarb in Zürich eine sehr alte Dame, die laut Todesanzeige den Namen «Madame Ernest de Buman» trug, was ja eindeutig nicht der ihre war. Den gab erst die zweite Zeile preis: «née Reichsfreiin Gisela von Wechmar». Auch trauernde Familienmitglieder weiblichen Geschlechts traten – soweit verehelicht – in der Anzeige ausschliesslich unter Vor- und Nachnamen ihrer jeweiligen Gatten in Erscheinung.

Auch wenn ich sie nicht kannte, tat mir die verstorbene Gisela ein bisschen leid; aber in ihren Kreisen und ihrer Generation war das halt üblich, dachte ich. Bis mir wieder einfiel, dass rund achtzig Prozent der heutigen jungen Frauen bei der Heirat den Nachnamen ihres Mannes annehmen. Übernähmen sie auch noch seinen Vornamen, gingen sie als Frau Yannick Schläfli oder Madame Lucien Gilliéron durchs Leben und auf Jobsuche – wären also gewissermassen gar nicht vorhanden.

Kürzlich hat eine junge Frau ihren Freund via SBB-Durchsage gefragt, ob er sie heiraten wolle. Der «Blick am Abend» fragte danach seine LeserInnen, ob eine Frau einem Mann einen Heiratsantrag machen dürfe. Sie können sich sicher denken, wie das rauskam. Aber wer dumm fragt, kriegt halt dumme Antworten.