LeserInnenbriefe

Nr. 1 –

Bäume gegen Flüchtlinge

Ein gut schweizerischer Weihnachtskompromiss? Vor wenigen Tagen und vor den brennenden Christbäumen leuchteten wieder zahllose Kinderaugen. Wie heimelig, wie schön! Vom heimischen Bedarf an Bäumen (circa 1,2 Millionen jährlich) wird weniger als die Hälfte aus Schweizer Produktion gedeckt, der Rest wird importiert.

Als ein Beispiel für die Herkunftsländer nannte die SRF-«Tagesschau» einzig Dänemark. Aber welche Länder sind denn noch mit im Geschäft? Nun, unsere globalisierte Welt kennt ja keine Grenzen gegen den Güterfluss, und so kommt prinzipiell schlicht jedes Land auf Gottes Erden infrage, vorausgesetzt, es produziert billig genug Christbäume, die sich billig genug hierher transportieren, billig genug verkaufen und nach ein paar Tagen profitabel entsorgen lassen. Also auch Länder, aus denen zahllose Menschen auf der Flucht zu uns sind, wie einst die Heilige Familie vor den Häschern des Herodes nach Ägypten (wo sie übrigens laut Matthäus bedingungslos aufgenommen wurde und unbefristet bleiben konnte). Die Grenzen aber, die wir gegen diesen Menschenfluss aufrichten, können kaum unüberwindlich genug sein.

Wie wärs nun, wenn wir zu Ehren des Neugeborenen im Stall zu Bethlehem einen Deal in seine Krippe legten: Künftig auf jeweils zehn importierte Christbäume einen Flüchtling aufzunehmen? Ob das für alle, auch den menschenfreundlichen Gottessohn, ein akzeptabler Kompromiss wäre zwischen Volksangst, gutem Geschäft und schlichter Menschlichkeit, wie er sie vorgelebt hat?

Benjamin Kradolfer, Bellach

Warmherzige Griechen

«Griechenland gegen rechts», WOZ Nr. 51/2017

Ja, das gibt es tatsächlich noch. Bei allem wirtschaftlichen – nennen wirs ruhig – Elend gibt es in Griechenland keinen Rechtsruck. Bei allen Problemen, die eine traditionale Gesellschaft hat. Anders als im kaltherzigen Mitteleuropa weiss man dort zu leben und zeigts den Mächtigen immer mal wieder …

Die Schweiz. Das reichste Land der Welt. Aber 30 Prozent für die SVP? Gahts no? Deutschland nach der Wahl: 55 Prozent wählten CDU, FDP, AfD. Meint: Reiche reicher, Grenzen dicht für Menschen und die paar sozialen Fortschritte der letzten Jahrzehnte wieder zur Disposition gestellt. Allerdings nicht zu vergessen: Fast alle GriechInnen gehören der orthodoxen Staatskirche an – auch kein Hort von Liberalität und Weltoffenheit. Die fängt schon mal viel von den faschistoiden Denkmustern, die Menschen vielfach aufweisen, ab. Fragen wir mal «einen griechischen Mann von der Strasse», was er beispielsweise über gleichgeschlechtliche Beziehungen denkt …

Bernd Mensing, per E-Mail