Fairer Handel: Wenn SVP-Bauern an Gerechtigkeit denken

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Eigentlich ist die Ölpalme ein toller Baum: Mit keiner anderen Pflanze lässt sich auf so wenig Fläche so viel Speiseöl produzieren. Sie lässt sich auch in vielfältigen Mischkulturen anbauen. Doch seit die Agrarindustrie die Palme entdeckt hat, ist der Segen zum Horror geworden: Rodungen für Ölpalmenplantagen zerstören in atemberaubendem Tempo Regenwälder, PlantagenarbeiterInnen schuften zu sklavereiähnlichen Bedingungen, und die Profite aus dem Palmölgeschäft befeuern die Korruption.

Palmöl steht im Zentrum der Diskussion über die geplanten Freihandelsabkommen mit Indonesien und Malaysia – jenes mit Indonesien soll noch vor Jahresmitte stehen. Dagegen hat sich eine breite Allianz gebildet: von Hilfswerken über linksgrüne Politikerinnen wie Maya Graf bis zu SVP-Landwirten, die um den Absatz ihres Rapsöls fürchten. Da könnte es im Parlament durchaus für eine Mehrheit reichen. Ist diese Allianz eine reine Zweckgemeinschaft, oder ist sie mehr? Der Schweizer Bauernverband (SBV) hat in den letzten Monaten das traditionell eher linke Thema «fairer Handel» offensiv thematisiert und nun zum Thema seines jährlichen Situationsberichts gemacht. Darin geht es um Fairtrade-Prinzipien, den kolonial geprägten Schweizer Lebensmittelaussenhandel (Kaffee und Schokolade sind viel wichtiger als Käse), ungleiche Marktmacht am Beispiel der Milch oder die Frage, wie die hohen Schweizer Preise zustande kommen.

Einiges lässt sich am Bericht kritisieren: Die harten Arbeitsbedingungen und miserablen Löhne der landwirtschaftlichen Angestellten in der Schweiz werden nur kurz und verharmlosend abgehandelt, die Sojaimporte für Tierfutter – genauso problematisch wie Palmölimporte – kommen nicht vor, genauso wenig die Tatsache, dass der Schweizer Wohlstand direkt mit der Ausbeutung des Südens zu tun hat. Trotzdem: Dass in Landwirtschaftskreisen die Bereitschaft wächst, sich mit globalen Gerechtigkeitsfragen auseinanderzusetzen, ist erfreulich. Genauso wie das Fazit beim Durchlesen des Situationsberichts: Die erfolgversprechendste Strategie ist Biolandbau mit genossenschaftlich oder vertragslandwirtschaftlich organisiertem Absatz.