Verkehr: Das autoaffine Bundesamt

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Besonders kreativ ist Autowerbung selten. Immer wieder die gleichen Phrasen: «Die heutige Modellpalette ist bereits sehr breit. Es sind Modelle fast aller Marken und Antriebstechnologien, die viel Fahrspass bieten und die allermeisten Bedürfnisse abdecken.» Aber Moment, das ist keine Autowerbung. Es ist ein Zitat von Christoph Schreyer, Leiter Mobilität des Bundesamts für Energie. Das BFE hat nämlich mit seinem Programm «Energie Schweiz» eine Kampagne namens «co2tieferlegen» zur «Promotion von energieeffizienten Fahrzeugen» gestartet.

Wie schon das Wort «Promotion» vermuten lässt, ist «co2tieferlegen» eine reine Werbeplattform. Darauf findet sich etwa ein Video, in dem sich Snowboarder Iouri Podlatchikov mit viel PS auf einer Passstrasse vergnügt und eine rauchige Männerstimme sagt: «Nichts fasziniert so wie die Performance eines energieeffizienten Fahrzeugs.» Auch am Genfer Autosalon im März ist «co2tieferlegen» präsent: BesucherInnen, die energieeffiziente Autos knipsen, können an der Verlosung eines von Ford gesponserten Hybridautos teilnehmen. Unterstützt wird der Auftritt von der Erdölvereinigung.

Schreyer verteidigt die Kampagne: «Wir haben bewusst versucht, eine autoaffine Sprache zu finden, um Autokäuferinnen und -käufer anzusprechen. Jedes Jahr werden in der Schweiz über 300 000 Personenwagen gekauft. Diese Zielgruppe erreichen wir nicht, wenn wir sagen: Kauft am besten kein Auto. Darum sagen wir: Achtet beim Kauf auf Energieeffizienz.» In der Schweiz liessen sich nun einmal keine Mehrheiten für ein Verbot von Verbrennungsmotoren gewinnen, sagt Schreyer. Das stimmt. Aber muss sich ein Bundesamt nur nach den Mehrheiten richten? Die Schweiz hat das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet und sich damit verpflichtet, auf fossile Energieträger mittelfristig zu verzichten. Mit den bis heute beschlossenen Massnahmen schafft sie das nie und nimmer. Auch nicht, wenn das BFE in Genf ein paar Autofans mit «autoaffiner Sprache» von Hybridfahrzeugen überzeugt.