Mobilfunk: Mehr Antennen gleich weniger Strahlung?

Nr. 8 –

Die Mobilfunklobby schläft nicht. Von Swisscom bis Bundesamt für Kommunikation, alle malen den Teufel an die Wand: Ohne gelockerte Grenzwerte für die Strahlung von Handyantennen werde die Schweiz bei der Entwicklung der neuen 5G-Mobilfunknetze abgehängt. Erst Ende 2016 hat der Ständerat eine Erhöhung der Grenzwerte knapp abgelehnt. Doch schon im Januar dieses Jahres hat die Fernmeldekommission des gleichen Rats eine Motion für eine Lockerung der entsprechenden Verordnung überwiesen.

Es brauche mehr Antennen, damit die Strahlenbelastung sinke – das war in den letzten Wochen oft zu hören und zu lesen. Diese Aussage ist nicht ganz falsch: Für die meisten HandynutzerInnen ist das Smartphone die grösste Strahlenquelle. Und je schlechter der Empfang, desto stärker strahlt das Endgerät. Wer nun deshalb mehr Antennen fordert, vergisst allerdings etwas Wichtiges: Über die Nutzung des eigenen Smartphones kann jedeR weitgehend selbst bestimmen. Es gibt auch heute noch Leute, die – aus gesundheitlichen oder anderen Gründen – kein Handy besitzen oder es nur selten einschalten. Antennen hingegen strahlen zwar nicht immer gleich stark, aber rund um die Uhr, und es wird immer schwieriger, ihnen auszuweichen.

Genau darauf sind jedoch Menschen angewiesen, die empfindlich auf nichtionisierende Strahlung (NIS) reagieren. Den einen raubt NIS den Schlaf, andere leiden unter Kopfweh oder Herzrasen. Zusätzlich belastet sie meist das Unverständnis ihrer Umgebung. Dabei ist inzwischen plausibel erklärbar, wie solche Reaktionen entstehen können: NIS löst oxidativen Stress in den Zellen aus – wie Zigarettenrauch, Alkohol, Umweltgifte oder psychische Belastungen. Nicht alle Körper verkraften oxidativen Stress gleich gut: Für manche ist gerade die tägliche Dosis NIS zu viel. Menschen reagieren verschieden – «Lebewesen sind nun mal keine Maschinen», bringt es die ETH-Ökologin Angelika Hilbeck auf den Punkt.

Viel Forschung wäre nötig, insbesondere über 5G-Strahlung, die stark von der Haut absorbiert wird – mit unbekannten Folgen. Die ÄrztInnen für Umweltschutz fordern deshalb ein 5G-Moratorium. Das sollte auch das Parlament tun.