Agenda

Nr. 12 –

Schwarze Frauen lesen

Ob mit Lesungen oder Filmreihen: Das Netzwerk schwarzer Frauen in der Deutschschweiz, Bla*Sh, schafft seit seiner Gründung 2013 immer wieder Raum für Stimmen, die in einer mehrheitlich weiss geprägten Gesellschaft wenig gehört werden. Nun ist der Verein im Frauenraum der Berner Reitschule zu Gast. Die Frauen lesen eigene Texte und solche von ihren Lieblingsautorinnen – belletristische Texte und Gedichte von schwarzen Frauen aus der Diaspora. Herzlich willkommen sind auch spontane Beiträge aus dem Publikum.

«Mehrstimmige Lesung – Bla*Sh liest vor» in: Bern Frauenraum der Reitschule, So, 25. März 2018, 16–18 Uhr, Kaffee und Kuchen ab 15 Uhr. www.facebook.com/NetzwerkBlackShe

Kulturelle Zwischenwelt

Mit ihrem Song «Babel» haben Suma Covjek bereits den Kern ihres Schaffens getroffen: Ihr mitreissender Balkanpop mit Einflüssen aus Chanson und orientalischer Musik ist eine euphorische Feier von postmigrantischer Kultur- und Sprachverwirrung. Die Musiker kommen aus Kroatien, der Schweiz und Algerien, die Texte sind in Serbokroatisch, Französisch, Arabisch, Englisch, Spanisch und sogar Romani verfasst. Und jeder Song springt mindestens einmal von einer Sprache zur nächsten.

Nun erscheint mit «No Man’s Land» das eigentliche Debütalbum der Band, das im Kulturzentrum Kiff in Aarau getauft wird. In der Utopie von Suma Covjek ist die Welt eine einzige kulturelle Zwischenwelt – in der sehr viel getanzt wird.

Plattentaufe des neuen Albums «No Man’s Land» von Suma Covjek: Aarau Kiff, Fr, 23. März 2018, 21 Uhr.

Die Krücke der Diktatoren

1880 reist der Schweizer Ingenieur Alfred Ilg nach Äthiopien, wo er Bahnstrecken und Brücken konstruiert und massgeblich am Bau der Hauptstadt Addis Abeba beteiligt ist. Bald steigt er zum Minister auf und wird, weil er als Schweizer nicht im Verdacht steht, in Äthiopien imperiale Interessen zu verfolgen, zu einem engen Vertrauten von Kaiser Menelik II. Dies besonders in der Zeit, als Äthiopien in der Schlacht von Adwa seine Unabhängigkeit gegen Italien verteidigt. Ilg warnt den Kaiser rechtzeitig vor italienischen Truppenbewegungen und liefert aus Europa eine Maschine, mit der Gewehrkugeln hergestellt werden können.

Der in Addis Abeba aufgewachsene und in Brugg lebende Autor und Theatermacher Aron Yeshitila nimmt in seinem Theaterstück «King of Interest» die verblüffende Geschichte um Alfred Ilg zum Ausgangspunkt für eine Diskussion über diktatorische Regimes und die Frage, was diese am Leben erhält. Yeshitila tritt dabei selber auf und beteiligt sich mit anderen PerformerInnen an der politischen Debatte am Küchentisch.

Zentrales Thema dabei ist die Beziehung von Äthiopien zum Westen, die sich etwa am Beispiel des prunkvollen Besuchs von Haile Selassie im Jahr 1954 in Bern diskutieren lässt. Aus seiner eigenen Erinnerung erzählt Yeshitila vom Fall des Regimes von Mengistu Haile Mariam im Jahr 1991 und der anschliessenden Enttäuschung der Hoffnung auf bessere Verhältnisse, folgte doch eine weitere Diktatur. Im Zuge seiner in brechtscher Manier vorgetragenen Überlegungen kommt «King of Interest» zur Schlussfolgerung: Diktatoren bleiben an der Macht, weil es mächtige Menschen gibt, die davon profitieren.

«King of Interest» in: Bern Reitschule, Tojo Theater, Fr, 23. März 2018, 20.30 Uhr; Sa, 24. März 2018, 20.30 Uhr.