LeserInnenbriefe

Nr. 15 –

Enttäuscht von der WOZ

«Empörungsspirale: Eine neue Dimension», WOZ Nr. 14/2018

Ich bin enttäuscht über die Berichterstattung der WOZ zur Zürcher Fangewalt. Ein Gespräch mit einem einzigen GC-Fan hätte gereicht, um zum Schluss zu kommen, dass die heutige Gewaltspirale schnellstmöglich beendet werden muss. Andernfalls ist das erste Todesopfer zu erwarten. Ich hoffe, die WOZ überarbeitet ihre Argumente, bevor es so weit ist.

Bettina Widmer, per E-Mail

GC nicht rechts

Dass der Autor den Grasshopper Club Zürich in die rechte Ecke drängt, entlarvt ihn als FCZ-Sympathisanten, der den Ursprung der Gewalt zu vertuschen versucht. Polizei, Staatsanwaltschaft, ja selbst die beiden Klubs sind sich einig, dass die Gewaltproblematik dort gelöst werden muss, wo sie herkommt: in der Zürcher Südkurve. Übrigens: Rechte Tendenzen in Form faschistoider Praktiken sind heutzutage selbst auf der FCZ-Geschäftsstelle zu finden. FCZ-Marketingslogans wie «Züri isch ois» lassen grüssen.

Stephan Balsiger, Zürich

Verharmlosung

Das Buch von Daniel Ryser ist schon einige Jahre alt. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der Autor die eskalierende Gewalt in Zürich kaum zu erklären vermag. Wo es zu Zeiten steigender Repression gegenüber Fussballfans mutig war, sich für deren Grundrechte einzusetzen, sprechen sich heutzutage sogar Ultras des Grasshopper Club öffentlich für das Einhalten grundsätzlicher Regeln zwischen den verfeindeten Fans aus. Ein solches Statement – einzig aufgenommen von dem vom Autor so gescholtenen «Tages-Anzeiger» – müsste eigentlich auch den Verharmlosern zu denken geben.

Daniel Meier, per E-Mail

Nur Fashion?

Die Beschreibung der neusten Dimension der Empörung durch Hr. Ryser wird sicher für einen vollen WOZ-Briefkasten von «Endlich sagts mal einer!» bis «Das ist Verrat unserer sozialdemokratischen Ideale. Wie kündige ich mein Abo?» geführt haben. Ich bin dem Autor dankbar für einen Ansatz, der wohl leider untergeht. Jugendgewalt wurde oft beschrieben, doch was blieb in den Büros hängen? Fred-Perry-Polos. Danach wurde die Bomberjacke chic und das neuste Topaccessoire: der Fanschal der Lieblingsgelateria. «Ich distanziere mich von den Chaoten, will aber so aussehen wie sie.» Na, zum Glück gibt es diese bösen Fans noch, was würde sonst aus unserer Fashionfassade werden?

Stefan Tisch, Zürich

Profunde Präzision

«Versicherungsspione», WOZ Nr. 14/2018

Präzise Fragen und profunde Antworten zeichnen das Interview von Kaspar Surber und Sarah Schmalz mit dem Rechtswissenschaftler Markus Schefer aus. Sie schaffen Klarheit zum fatalen und fragwürdigen Entscheid unseres Parlaments zur Überwachung von Sozialversicherten. Der Parlamentsentscheid schiesst über das vernünftige Mass hinaus und ist rechtlich bedenklich. Das ergriffene Referendum ist nötig, wenngleich die öffentliche Debatte darüber zum emotionsgeladenen Schlagabtausch werden wird, der wie so oft den Sachverhalt verschleiert. Dieses Interview verschleiert den Sachverhalt nicht.

Thomas Zünd, Wittenbach