Nationalbank: Neutral sein genügt nicht

Nr. 17 –

Sie wollen in ihrer Anlagepolitik nicht politisch sein, sondern «so neutral wie möglich agieren». Die Verantwortlichen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) haben gar nichts begriffen. Ende 2017 verwalteten sie ein Vermögen von über 840 Milliarden Franken – mehr als alle Schweizer Pensionskassen zusammen.

Doch sie tun so, als wären sie ein kleines Regionalbänklein. Dabei verantworten sie allein mit ihren 92 Milliarden Franken schweren Aktienanlagen in US-Dollar und britischen Pfund einen CO2-Ausstoss, der mit 48,5 Millionen Tonnen grösser ist als jener der ganzen Schweiz. 7,4 Milliarden Franken werden in besonders klimaschädigende Unternehmen investiert. Dies hat eben eine neue Studie der Westschweizer Umweltorganisation Artisans de la Transition ergeben.

Natürlich kann die SNB-Direktion schlau behaupten, dass diese Unternehmen aus der Kohle-, Gas- und Ölindustrie, der Auto-, Zement- und Luftverkehrsbranche ohnehin das Klima schädigen, ob die Aktien nun in SNB-Besitz sind oder jemand anderem gehören. Diese Argumentation greift zu kurz. Ein solch mächtiger Investor wie die SNB hat Gewicht: Hielte sich die SNB an die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens und stiesse ihre Anlagen an schwer klimaschädigenden Unternehmen ab, wäre das kursrelevant und erhöhte den Druck auf das Geschäftsmodell dieser Firmen. Und es wäre ein Signal an andere, es der SNB gleichzutun.

Klimawandel ist nicht irgendein politisches Problem. Genauso wie die Produktion von Atomwaffen nicht irgendein normales Geschäftsfeld ist (auch in diese Unternehmen investiert die SNB immer noch Hunderte Millionen). Wer Hunderte Milliarden anlegen muss, hat per se eine politische Verantwortung. Vor allem, wenn man eine international so renommierte Institution wie die SNB führt. Es kann nicht nur darum gehen, Gewinn mit den Anlagen zu erzielen, sondern man muss sich auch Gedanken darüber machen, was die Anlagen bewirken. Wenn das die SNB-DirektorInnen nicht von alleine kapieren, muss die Politik handeln.