Fussball und andere Randsportarten: Forever young

Nr. 22 –

Etrit Hasler über Basketballer, die sich als Teenager ausgeben

In den USA machte vor ein paar Wochen eine eher ungewöhnliche Geschichte die Runde: Ein 25-jähriger Mann wurde verhaftet, nachdem sich herausgestellt hatte, dass er während neun Monaten ein Doppelleben als Teenager geführt hatte, um in dieser Zeit an einer Highschool Basketball spielen zu können.

Sidney Bouvier Gilstrap-Portley nutzte dabei eine Lücke, bei der Highschools im Nachgang zum Hurrikan Harvey SchülerInnen aus den Krisengebieten um Houston auch ohne die üblichen Papiere aufnahmen. Er registrierte sich so als Siebzehnjähriger in Dallas – um, wie er später der Polizei erklärte, seine «Ruhmestage» erneut durchleben zu dürfen.

Tatsächlich war Gilstrap-Portley in seiner ersten/regulären Schulkarriere ein erfolgreicher Basketballer gewesen, der es zu einer Schlüsselposition in seiner Universitätsmannschaft gebracht hatte, dann aber den Draft in die NBA verpasste. Bei seiner «Rückkehr» in den Highschoolsport war er denn auch entsprechend erfolgreicher und wurde zum besten Spieler seines Bezirks gewählt. Ebendieser Ruhm wurde ihm dann jedoch zum Verhängnis, als ihn ein ehemaliger Coach bei einem Spiel wiedererkannte.

Das klingt natürlich wunderbar nach «21 Jump Street», jener Fernsehserie, welche einst Johnny Depp berühmt machte, in der er einen Undercoverpolizisten mimte, der sich an Highschools einschlich, um Drogenringe und andere Bösewichte auffliegen zu lassen. Im Unterschied zu Depp ging Gilstrap-Portley in seiner Rolle jedoch so auf, dass er sogar eine Beziehung mit einer vierzehnjährigen Mitschülerin begann, um unverdächtig zu bleiben – die Mutter des Mädchens betonte nach seiner Verhaftung zwar, dass es keine sexuellen Kontakte gegeben habe, aber dass sie von Anfang an skeptisch gewesen sei, dass ihre Tochter «mit einem Siebzehnjährigen zusammen sei». Was immerhin bedeutet, dass er derzeit «nur» ein Verfahren wegen Aktenfälschung am Hals hat.

So erstaunlich der Fall klingen mag – es ist nicht der erste: Vor zwei Jahren wurde in Ontario der dreissigjährige Jonathan Nicola enttarnt, der sich ebenfalls als Teenager ausgegeben hatte, um Highschool-Basketball spielen zu können. Wobei die Gründe etwas anders lagen: Nicola war als Flüchtling aus dem Sudan nach Kanada gekommen und hatte sich wohl erhofft, so zu einem wertvollen Schulabschluss zu kommen. Seine Geschichte flog jedoch auf, als er ein Reisevisum für die USA beantragte, wo er bereits mit anderem Geburtsdatum einen Asylantrag gestellt hatte. Als Begründung für die Abweichung gab er an, dass ihm seine Mutter nicht mit Sicherheit habe sagen können, wann er geboren sei.

Nicolas Fall erregte grosse Aufmerksamkeit in Kanada – und während Gilstrap-Portley vor allem Häme für seinen missglückten Betrugsversuch entgegenschlug, erhielt Nicola in seinem Umfeld breite Unterstützung und Verständnis. So setzte sich insbesondere sein Coach Peter Cusumano, bei dem er zu der Zeit gelebt hatte, dafür ein, dass Nicola zumindest in Kanada verbleiben dürfe und nicht automatisch deportiert werde. Seine Motivation sei nur gewesen, ein besseres Leben zu finden, und er habe dabei keinen bösen Willen an den Tag gelegt. Ganz im Gegenteil: Er sei ein ganz normaler Teenager gewesen.

Das Engagement Cusumanos war insbesondere überraschend, da gegen ihn zu diesem Zeitpunkt ebenfalls ermittelt wurde: einerseits, um zu klären, ob er Nicola bewusst als sportlichen Wettbewerbsvorteil eingesetzt habe, und andererseits, ob er damit Beihilfe zum Bruch der Einwanderungsvorschriften geleistet habe. Beide Vorwürfe wurden jedoch später fallen gelassen.

Was aus Nicola wurde, ist unklar. Eine Anhörung der kanadischen Einwanderungsbehörden im Juni 2016 – bei der eine Wiedererwägung von Nicolas Asylgesuch hätte diskutiert werden sollen – wurde überraschend abgesagt, ohne weitere Angabe von Gründen. Ob er abgetaucht ist oder, wie sein Anwalt spekulierte, in einem anderen Land erneut Asyl beantragt hat, ist unbekannt.

Etrit Hasler ist Slampoet, Kantonsrat und eigentlich ganz froh, dass er seine Schulzeit nie mehr durchleben muss.