Betsy DeVos: Was will die US-Ministerin in der Schweiz?

Nr. 23 –

Wow! Da kommt eine der weltweit mächtigsten FürsprecherInnen der Chancengleichheit in die Schweiz, um ihre bildungspolitischen Visionen vorzustellen.

Als Kämpferin für ebendieses hehre Ziel zumindest wird die US-Bildungsministerin Betsy DeVos von den OrganisatorInnen des Internationalen Berufsbildungskongresses angekündigt, der vom 6. bis 8. Juni in Winterthur stattfindet. «Ihre Mutter war Volksschullehrerin und weckte schon früh DeVos’ Interesse für die Bildung. Dieses wurde noch grösser, als sie ihre eigenen Kinder zur Schule schickte und mit der Tatsache konfrontiert wurde, dass in Amerika nicht alle Kinder gleiche Chancen auf eine gute Ausbildung haben.» Dies der Wortlaut, mit dem die Multimilliardärin im Auftrag des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation angekündigt wird.

Studiert man DeVos’ Vita, erfährt man, was sie unter «Chancengleichheit» versteht: Hinter ihrem Versprechen, auch Kindern aus weniger wohlhabenden Familien den Zugang zu Privatschulen zu ermöglichen, steckt nichts anderes als das Vorhaben, die Bildung zu privatisieren. Auch sonst vertritt DeVos radikale Positionen: Sie verharmlost sexualisierte Gewalt, bekämpft den Minderheitenschutz – und lobte auch schon mal die rassengetrennten US-Schulen der fünfziger Jahre.

Wozu überhaupt referiert diese Frau diesen Donnerstag in Winterthur? Über den Inhalt ist auch beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation nichts in Erfahrung zu bringen. Fünfzehn Minuten soll ihre Darbietung dauern. Und weiter? Beim Staatssekretariat hält man sich bedeckt. Von der US-Botschaft ist dann noch zu erfahren, dass DeVos im Lauf ihres dreitägigen Schweizaufenthalts auch der Pädagogischen Hochschule Zürich und zusammen mit Bundesrat Johann Schneider-Ammann der Zürcher Hochschule der Angewandten Wissenschaften Besuche abstattet, in einer Berufsschule und am Berufsberatungszentrum Winterthur aufkreuzt, sich mit dem Staatssekretär Mauro Dell’Ambrogio unterhält, an einem runden Tisch mit Business Leaders sitzt und der ABB die Ehre erweist.