Agenda

Nr. 24 –

Rundumtheater

Sie ist Gründungsmitglied der Acapickels, Schweizer Kabarett-Urgestein mit unverwechselbarer Stimme und Basler Dialekt. Bettina Dieterle hat in diversen TV-Sitcoms Charakterfrauen gespielt und arbeitet als Autorin und Regisseurin.

Mit fünfzig, wenn andere «ein Buch schreiben, sich scheiden oder liften lassen oder gar Bilanzsuizid machen», bringt sie mit «Suffragettenblues» ihr erstes Soloprogramm auf die Bühne. Die Ansage ist klar: Aktuelles politisches Kabarett soll der Abend bieten, keinen Schenkelklopfhumor und keine nostalgische Flucht in die Vergangenheit.

In einem Interview mit der «Schweiz am Wochenende» sprach sich Dieterle für Subversion im Alter aus. Als Vorbild dient ihr gewissermassen Louise Schneider, die 86-Jährige, die letztes Jahr seelenruhig «Kein Geld für Waffen» an eine Wand bei der Nationalbank gesprayt hat. Musikalisch untermalt wird diese komödiantische Altersradikalität von Nora Kaiser und Adrian Borter als kleinstem Sinfonieorchester der Welt.

«Suffragettenblues» von Bettina Dieterle in: Zürich Kammertheater Stok, Hirschengraben 41, Mi–Fr, 20.–22. Juni 2018, um 20 Uhr.

Daniela Janser

Alles schmilzt

Bei Sleazyness denkt man an schmierige Typen. Die Künstlerinnen Barbara Signer und Natalie Price Hafslund haben diese längst hinter sich gelassen. In ihrer Ausstellung «Astral Sleaze» mischen sie Schleimiges mit Ätherischem: Ekel- und lusterregende, überquellende Körperlichkeiten münden in rauschhafte Erfahrungen, wenn sich beispielsweise Hafslund in der Videoarbeit «Velours» in eine dehnbare, samtige Textiltasche hüllt, in der ihr Körper zugleich gefangen und doch beliebig formbar erscheint.

Glaceskulpturen schmelzen vor sich hin und ineinander über, Videoarbeiten der beiden Künstlerinnen überlagern sich und verändern die Aggregatzustände der Autorinnenschaft. Die Videos drehten sie zwischen der Sleaze-Hochburg Hollywood und der kalifornischen Wüste, bekanntermassen die bevorzugte Testzone für Militär, Utopisten und Aliens.

«Astral Sleaze» von Barbara Signer und Natalie Price Hafslund in: Rorschach Kornhaus, Projektraum am See, Hafenplatz 2, Sa/So 11–18 Uhr, bis 17. Juni 2018.

Caroline Baur