Im Affekt: Die gute alte Weltordnung

Nr. 25 –

Man nennt ihn «den Krieger». Und seit letztem Sonntag wissen wir auch, dass dank ihm die Rekrutenschule abgeschafft werden kann. Nicht aus pazifistischen Gründen, nein. Sondern weil ab sofort Fussballer Valon Behrami den Schweizer Männern das Kämpfen beibringen wird. Er macht aus ihnen echte Typen, die jeden Gegner das Fürchten lehren – so stellt sich das zumindest SRF-Sportkommentator Sascha Ruefer vor.

Es ist mal wieder Fussball-WM. Und endlich darf eine bedrohte Art, die in den heutigen Debatten kaum mehr zu Wort kommt, wieder den Mund aufmachen: der Mann. Eingeschüchtert vom «Triumph eines totalitären Feminismus» (Jens Jessen in der «Zeit»), darf er sich den öffentlichen Raum zurückerobern. Einen guten Monat lang haben die Männer die gute alte Weltordnung wieder, nach der sich offenbar mancher zurücksehnt: In dieser hat jeder Mann seinen klar zugeordneten Platz, jeder weiss genau, was er zu tun und zu sagen hat, ohne dass er von einer weiblichen Person infrage gestellt oder unterbrochen wird. Fast wie in der RS.

Der eine Teil der Männer kämpft: Unter Höllenqualen vollbringen sie Heldentaten für uns, leiden unvorstellbare Schmerzen und sind sich für keinen Nahkampf zu schade, nach jeder Niederlage stehen sie wieder auf. Der zweite Teil der Männer redet: Gescheit, wie sie sind, analysieren sie den Kampf, also immer auch die Welt. Und der dritte Teil der Männer? Der trinkt Bier und fühlt sich in seinem Mannsein bestätigt, weil selber zwar unfähig zum Kampf, da faul und Bier, aber doch immerhin auch Teil des kämpfenden und redenden Geschlechts.

Aber schön, in gut drei Wochen ist der Spuk vorüber. Dann haben wir wieder Totalitarismus.

Wie sagte Lara Dickenmann im «Magazin» auf die Frage von Granit Xhaka, ob sie ihre Spiele nicht aufnehme? «Wir kommen so selten im Fernsehen, von daher stellt sich die Frage gar nicht.»