Kino-Film «Khook»: Wenn der Regisseur den Kopf verliert

Nr. 35 –

Zur Vernissage in einer Teheraner Galerie trägt er ein orangefarbenes AC/DC-T-Shirt, später stossen farbliche Varianten mit Black Sabbath und Kiss dazu. Ansonsten suhlt sich Hasan (Hasan Majuni), Filmemacher mit Berufsverbot, vor allem in Selbstmitleid. Als auch noch «seine» Schauspielerin Shiva Mohajer (Leila Hatami) unter die Fittiche eines Konkurrenten schlüpft, verliert Hasan völlig den Kopf – wenn auch nicht so buchstäblich, wie das zahlreichen anderen Filmregisseuren ergeht, die mit abgetrenntem Haupt und dem Schriftzug «khook» (Schwein) auf der Stirn in den Strassen der Stadt landen. Nein, er ist vielmehr beleidigt, weil der Serienmörder «weder Sinn für Prioritäten noch Prestige» zeige, wie Hasan findet. «Keine Angst», tröstet ihn seine leicht demente Mutter, «der Mörder kommt auch zu dir …»

Das tut er irgendwann tatsächlich. Doch vorher manövriert sich Hasan selber ins Visier der Polizei und – schlimmer noch – von Twitter und Instagram. Aber keine Sorge: In «Khook», dem jüngsten Film des Iraners Mani Haghighi («Modest Reception»), wird nichts und niemand wirklich ernst genommen. Weder die Bedrohungslage durch den unbekannten Killer noch die Exekutivgewalt des Staats. Der einfühlsame Kommissar versorgt Hasan mit Melone, Augensalbe und Beruhigungspillen, und angesichts des Hasses, den der Filmemacher in den sozialen Medien auf sich zieht, gesteht er resigniert: «Uns glaubt doch auch keiner.»

Mani Haghighi lässt seinen Protagonisten von Slapstick zu Slapstick stolpern – nicht immer mit ganz souveränem Timing – und plündert im Zug des grellbunten Klamauks schamlos die Filmsets und -plots von US-Regisseuren wie Stanley Kubrick («Eyes Wide Shut»), Joel und Ethan Coen («The Big Lebowski») und Quentin Tarantino – Vorsicht: Splatteralarm! Zu einem östlichen Dude gereicht es Hasan zwar nicht. Aber wir wollen nicht vorschnell urteilen – seinen Kultstatus erreichte Jeff Lebowski auch erst im Lauf der Zeit.

Khook. Regie: Mani Haghighi. Iran 2018