#digi: Googles hungrige Serverfarmen

Nr. 38 –

Das Internet umgibt uns überall und mutet körperlos an. Die konkrete physische Seite nehmen wir kaum wahr. Doch irgendwo stehen Rechner, die jede Internetanfrage abwickeln.

Google will nun in der Schweiz eine erste eigene Daten-Cloud einrichten. Laut BrancheninsiderInnen wird sich Google bei der Firma Green Datacenter einmieten, die dem SVP-Nationalrat Franz Grüter gehört. Grüter betreibt in Lupfig, einem Dorf zwischen Baden und Aarau, bereits Rechenzentren. Am letzten Freitag wurde mit grossem Brimborium in Lupfig der erste Spatenstich für «Zürich West 3» gefeiert. Die Medien sprachen von einem «Datenbahnhof», der den höchsten Ansprüchen der «Hyperscaler» genügt. Die Hyperscaler sind die Giganten des Cloud-Geschäfts – Google, Amazon oder Microsoft.

Grüter schwieg sich über seinen grössten Kunden Google aus. Was nicht überrascht, weil die Hyperscaler die Rechenzentrenanbieter immer zu Vertraulichkeit verpflichten. Sie wollen nicht, dass man weiss, wo ihre Server real stehen.

Die Schweiz ist ein sehr beliebter Standort für Serverfarmen: Laut der Newsseite «Online PC» werden «in der Schweiz 20 bis 25 Prozent des europäischen Datenvolumens verwaltet». Wie Kühe Futter brauchen, müssen auch Server gefüttert werden, und zwar mit Strom – viel Strom. «Zürich West 3» ist ausserordentlich energieeffizient konzipiert. Trotzdem wird das Rechenzentrum gleich viel Strom benötigen wie die gesamte Gemeinde Spreitenbach. Genauer will die Mediensprecherin von Green Datacenter nicht werden.

«Zürich West 3» dürfte pro Jahr schätzungsweise 30 Gigawattstunden Strom verbrauchen, um auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern Server zu betreiben. In der Schweiz belegen die Server aller Rechenzentren eine Fläche von 150 000 Quadratmetern und verbrauchen 1600 Gigawattstunden Strom pro Jahr – so viel, wie in der Schweiz Solarstrom produziert wird.

Der Strombedarf wird noch grösser werden: Weitere Hyperscaler – zum Beispiel Microsoft und Amazon – sind auch schon daran, in der Schweiz eigene Serverfarmen aufzubauen. BranchenkennerInnen gehen davon aus, dass der chinesische Onlinehändler Alibaba bald folgen dürfte.