Hausmitteilungen: In aller Bescheidenheit

Nr. 40 –

Understatement war gestern. Heute gilt es, das eigene journalistische Handwerk auf dem Aufmerksamkeitsmarkt dergestalt anzupreisen, dass es jedem traditionellen Marktschreier die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Wir wollen, dürfen und können uns diesem Trend nicht verschliessen, und sei es nur für die Dauer einer Hausmitteilung:

Auf Seite 7 («Die trügerischen Versprechen der Zuckerlobby» ) enthüllen wir die klebrigen Methoden der Süssigkeitensyndikate, die es auf unsere Kinder abgesehen haben, während wir auf Seite 3 («‹Bald steht hier kein Wald mehr›» ) den ukrainischen Wisent vor der Schweizer Holzindustrie retten und uns auf Seite 5 («Die Götter auf dem Rosenberg» ) schonungslos mit der St. Galler Obrigkeit vom Rosenberg anlegen. Andere Medien schickten während und nach «Chemnitz» Notizblöcke nach Ostdeutschland, uns hingegen ist ein genialer Kniff gelungen: Wir lassen uns den Osten von der Schriftstellerin Manja Präkels erklären, die sich qua Geburt seit 44 Jahren damit beschäftigt (Seiten 12/13: «Seither herrscht Ausnahmezustand» ). Im zweiten Bund schliesslich laden wir zum Gipfel der freien Rede: Gibt es ein Recht auf Sex? Und darf man auf dem Spielplatz Bomberjacken tragen? Ja? Nein? Keine Ahnung! Aber lesen Sie zuerst die Texte auf den Seiten 15 bis 21 («Gibt es ein Recht auf Sex?» , «Ein Panzer für den Spielplatz» ) – denn nur wer gelesen hat, darf mitdebattieren! Nächste Woche dann im Blatt: «Megatrends 2019: Die triumphale Rückkehr der Bescheidenheit.»