Was weiter geschah: Red Bull: Abfuhr von Zürcher Clubs

Nr. 45 –

Nachdem die WOZ über die Kontroverse rund um das Engagement des Energydrinkherstellers Red Bull in der Schweizer Musikszene berichtet hatte, ging es plötzlich ganz schnell: Noch am Erscheinungstag der WOZ verkündete der Zürcher Club Zukunft, wo drei Veranstaltungen des diesjährigen Red Bull Music Festival stattfinden, auf Facebook das Ende seiner Zusammenarbeit mit dem Konzern ab 2019. Auch werde es im Club ab dann kein Red Bull mehr zu kaufen geben. Kurz darauf zog die Zürcher Musikbar Kasheme mit einer eigenen Austrittserklärung nach. Die jüngste Kontroverse ausgelöst hatte im Oktober das deutsche Label Live From Earth, das ebenfalls nichts mehr mit Red Bull zu tun haben will.

Über die Förderung von anspruchsvoller Musik, die einem Konzern gleichzeitig als Werbung dient, könne man diskutieren, schreibt die «Zukunft». «Was für uns aber ausser Diskussion steht, sind die fremdenfeindlichen Äusserungen und rechtspopulistischen Händel von Red-Bull-Inhaber Dietrich Mateschitz. Das widerspricht unseren Prinzipien. Clubkultur – so wie wir versuchen, sie an der Dienerstrasse 33 zu leben – ist ein Vehikel für Vielfalt.» Im April 2017 hatte Mateschitz in einem Interview gegen «falsche Flüchtlinge» und eine angebliche Meinungsdiktatur gewettert. Gegen Letztere geht Red Bull auch aktiv vor: Der vom hauseigenen Medienkonzern betriebene Sender Servus TV dient unter anderem als Plattform für rechtsextremes Gedankengut. Den Dialog mit Mateschitz habe man erfolglos gesucht, schreibt die «Zukunft».

Die Frage liegt auf der Hand: Wieso erst jetzt? Dafür gibt es verschiedene Gründe. Die von Red Bull bezahlten Veranstaltungen geniessen ein hohes künstlerisches Prestige, sind finanziell attraktiv und machen anspruchsvolle Nischenmusik einem grösseren Publikum zugänglich. Oft fliesse das Geld von Red Bull auch in wichtige Projekte, sagt Alex Dallas, Mitbesitzer der «Zukunft». Der Techno- und Houseproduzent Moodymann etwa, der im Rahmen des Festivals in der «Zukunft» auflegt, unterstütze mit seinen Gagen immer wieder verarmte Communitys in seiner Heimatstadt Detroit.

Nachtrag zum Artikel «Viel Geld vom rechten Flügel» in WOZ Nr. 44/2018 .