Comic: Titos Held

Nr. 9 –

Wäre James Bond Kommunist gewesen, er hätte im Jugoslawien der vierziger Jahre ein gutes Vorbild gefunden: im Widerstandskämpfer Vladimir Peric. Wegen seiner Rolle im Befreiungskampf der PartisanInnen, dem Gründungsmythos des sozialistischen Jugoslawien unter Tito, wurde Peric 1953 offiziell zum Volkshelden ernannt.

In sechs Teilen erschien 1975 in einem Magazin ein schwarzweisser Comic des Zeichners und Autors Ahmet Muminovic, der Perics Heldentaten feierte und sich visuell am gleichnamigen und sehr populären Film aus dem Jahr 1972 orientierte. Der Comic war der mit Abstand populärste in Jugoslawien, in China sollen sogar über acht Millionen Exemplare davon verkauft worden sein. Nun ist «Valter verteidigt Sarajevo» erstmals auf Deutsch erschienen.

Valter, so Perics Deckname, wurde 1941 von Belgrad nach Sarajevo versetzt, kurz darauf marschierten die Nazis in Jugoslawien ein, und er ging als Kämpfer in den Untergrund. Valter sprengte Züge in die Luft, legte Hinterhalte und trickste die Deutschen aus – egal wie brenzlig die Situation war, er kam stets davon. Bis am 6. April 1945, dem Tag der Befreiung Sarajevos, als er durch eine Granate zu Tode kam. 15 000 Menschen erschienen wenige Tage später zu seiner Beerdigung.

Abgesehen von der Figur Valters, lebt der Comic von wiederkehrenden Orten und Wahrzeichen in Sarajevo, darunter die Gazi-Husrev-Beg-Moschee oder die Sahat Kula, der osmanische Uhrturm im Stadtzentrum. Trotz der eindrücklich inszenierten Stadt und der vielen historischen Tatsachen, auf denen die Story fusst: Diese Heldengeschichte ist eher als Zeugnis realsozialistischer Mythologie denn als historisches Dokument interessant. Zwar versucht die deutsche Ausgabe, mit historischen Fotos von Valter und seinen GenossInnen auch einen Blick hinter die glorreiche Fassade zu werfen, doch werden die Bilder nicht eingeordnet, und auch das Vorwort genügt sich als Heldengeschichte. Am Mythos von Titos Held wird so nicht gekratzt.

Ahmet Muminovic: Valter verteidigt Sarajevo. Bahoe Books. Wien 2018. 120 Seiten. 20 Franken