#digi: Gegen Hate Speech

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Im Netz grassiert der Hass. Täglich werden Menschen in den Kommentarspalten oder den sozialen Medien beschimpft und fertiggemacht. Besonders häufig trifft es dabei Frauen und Jugendliche. Nun will Alliance F, der Bund Schweizerischer Frauenorganisationen, mit dem Projekt «Stop Hate Speech» auf innovative Art gegen Anfeindungen und Diskriminierung im Internet vorgehen.

Ein wichtiges Puzzlestück ist dabei ein von Menschen lernender Algorithmus. Dieser unterstützt die Community dabei, Hassbotschaften in öffentlichen Diskussionen aufzuspüren. Dann überprüfen und kategorisieren Menschen die so gefundenen Kommentare. Weil der Kontext bei Hate Speech oft den Ausschlag gibt, ist das kein leichtes Unterfangen. «Ein Kommentar kann isoliert völlig harmlos wirken. Erst im Kontext einer Diskussion entpuppt er sich dann als Hate Speech», sagt Projektleiterin Sophie Achermann. «Die Technik kann uns helfen, aber die Gesellschaft muss entscheiden, wie man darauf reagiert.» Momentan baut man eine möglichst vielfältige Community auf – aktuell arbeiten über fünfzig Freiwillige am Projekt mit –, um mit WissenschaftlerInnen den Algorithmus zu entwickeln.

Ein Fokus des Projekts liegt auf dem weitverbreiteten Sexismus. «Wir beobachten, dass Frauen einiges mehr im Internet einstecken müssen», sagt Achermann. Das motiviere nicht für eine Beteiligung an gesellschaftlichen und politischen Debatten.

Davon kann die ehemalige Zuger Kantonsrätin Jolanda Spiess-Hegglin, heute im Verein #NetzCourage engagiert, ein Lied singen. An einer letzte Woche vom Centre for Digital Responsibility organisierten Konferenz zu digitaler Ethik demonstrierte sie die Folgen von Hass im Internet: Unliebsame Menschen und Minderheiten werden aus dem öffentlichen Diskurs gedrängt, Betroffene leiden unter Arbeitsunfähigkeit, Belastungsstörungen oder Depression, und oft folgt der «soziale Tod». «Im Offlineleben haben wir Menschen, die für Frieden und Ordnung sorgen. Online gibt es das noch nicht», bemängelt Spiess-Hegglin. «Das Internet ist kein rechtsfreier Raum», pflichtet ihr Achermann bei. Das Projekt «Stop Hate Speech» soll im Sommer online gehen.

«Stop Hate Speech», Referate und Podiumsdiskussion: St. Gallen, Grabenhalle, Freitag, 8. März 2019, 18.30 Uhr.