Im Affekt: Frau am Steuer

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«Das erste Mal in einem Ferrari zu sitzen und dann gleich noch auf Schnee zu fahren ist doch eine Erfahrung, die man sich nicht entgehen lassen sollte», findet die Bloggerin von «Precious & Taste» und setzt sich – ganz Feministin halt – gleich hinters Steuer des knallroten Autos. Denn: «Die Frau, die vor dreissig Jahren noch dankbar und etwas kümmerlich lächelnd auf dem Beifahrersitz sass, gibt es so nicht mehr – denn sie sitzt jetzt selbst am Steuer und fährt auf der Überholspur durch ihr aufregendes Leben.»

Und so aufregend wie das Leben ist auch die Testfahrt: «Als wir schliesslich auf die schneebedeckte Rennstrecke kommen, geht der Spass erst richtig los. Durch Funk mit dem Instruktor verbunden, geben wir Gas und bremsen kurz darauf hart. Hier geht es – ein bisschen wie im richtigen Leben, wenn man auf Abenteuer aus ist – um das kontrollierte Schleudern.»

Die Frau, die es in dreissig Jahren vom Beifahrersitz ans Steuer geschafft hat und nun sogar das kontrollierte Schleudern beherrscht, ist Zoë Jenny. Die Baslerin wurde 1997 als 23-Jährige berühmt, als ihr Debütroman, «Blütenstaubzimmer», erschien. «Der erste Popstar der Schweizer Literatur» wurde sie euphorisch genannt, eine «Sphinx», mutig, schwach und stark zugleich, und die «Süddeutsche» jubelte: «Hier zeigt sich ein Talent, das zum Schreiben geboren ist.»

Etwas anderes als Schreiben könne und wolle sie sich als Zukunftsperspektive gar nicht vorstellen, verriet sie im selben Jahr dem «Basler Stadtbuch». Tatsächlich ist die heute 45-Jährige dem Schreiben treu geblieben – unter anderem auf ihrem Blog, für den sie teure Autos und Luxushotels testet und Sätze verfasst wie: «Als der Bentley nach ein paar Tagen wieder abgeholt wird, bricht mein Herz. Mein Darling musste mich verlassen, aber ich werde die Stunden mit ihm nie wieder vergessen.»

Ob sich Frau Jenny noch immer keine andere Zukunftsperspektive als Schreiben vorstellen kann?  süs

Was laut Jenny übrigens für den Ferrari spricht: «Darin passen Koffer sowie Kinderwagen, was – wie jede Frau weiss – von grösster Bedeutung ist.»