Im Affekt: Die Verzweiflung der Kreativen

Nr. 14 –

Man wundert sich ja immer über die seltsamen Ideen der Menschen, die Produkte vermarkten sollen: «Alles Gute kommt nach oben» war in riesiger Schrift am Bahnhof Bern zu lesen, als das Restaurant Tibits einen Stock nach oben ausbaute. Dass der Spruch im Zusammenhang mit Essen schief ist, weil ja nur das Schlechte nach oben kommt und das Gute im Normalfall drinbleibt und später unten rauskommt: Das hatten die Kreativen glatt übersehen.

Doch das Beispiel ist harmlos im Vergleich zum Werbefilm, den originelle Köpfe für die deutsche Baumarktkette Hornbach kreierten. Unattraktive deutsche Männer entledigen sich da nach getaner Gartenarbeit ihrer verschwitzten Kleider. Diese werden in einer Maschine vakuumiert, und dann – Schnitt – befinden wir uns in einer grauen, dystopisch anmutenden Grossstadt irgendwo in Asien. Hier lässt eine Frau an einem Automaten ein vakuumiertes Päckchen mit verschwitzter Kleidung raus. Sie reisst es auf, um daran zu riechen, und verdreht entzückt die Augen. «So riecht das Frühjahr» lautet der Slogan. Während in jedem Werbespot die deutsche Frau stinkende Kleider naserümpfend in die Wäsche werfen würde, ist die asiatische Frau so verzweifelt, dass ein stinkendes Kleidungsstück sie glücklich macht – und aufgeilt: Denn die Werbung bedient auch das Klischee der fetischverrückten AsiatInnen. In Japan soll es früher Automaten mit getragenen Unterhosen gegeben haben.

Auch die Städtische Versicherung in Wien wirbt mit einem Plakat, das so bescheuert rassistisch ist, dass es nicht zu fassen ist. Was tut die lebenshungrige österreichische Omi mit ihrer Privatpension? Sie geniesst das Leben mit zwei fröhlichen Afrikanern, die Baströckchen und wilde Kriegsbemalung tragen. Da kommt einem tatsächlich auch das Gute nach oben.

Die Hornbach-Werbeagentur heisst übrigens Heimat. Ob sie ihre verschwitzten Bürotrachten auch nach Asien schickt?