Neues aus der Wissenschaft: Kreative Köche verderben den Brei

Nr. 21 –

Plastik hat einen schlechten Ruf. Nicht nur, weil es die Umwelt zumüllt und die Gedärme von Vögeln und Fischen verstopft. Einzelne Stoffe aus seiner komplexen chemischen Zusammensetzung können in unser Hormonsystem eingreifen. Endokrine Disruptoren wie Bisphenol A oder weichmachende Phthalate kommen in zahlreichen Verpackungsmaterialien für Lebensmittel vor – in Plastikflaschen und Kunststoffboxen, in Auskleidungen von Tetrapackungen oder Dosen. Und sie stehen im Verdacht, zu immer häufiger auftretenden Krankheiten wie Allergien, Asthma oder Fettleibigkeit beizutragen.

Eigentlich ist klar: «Lebensmittelkontaktmaterialien dürfen keine Bestandteile auf Lebensmittel in Mengen abgeben, die geeignet sind, die Gesundheit der Verbraucher zu gefährden.» So formuliert es das deutsche Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) in seiner jüngsten Publikation. Bloss hat es nicht die endokrinen Disruptoren im Visier. Was dem BVL Sorge bereitet, sind kreative Kochshows im Fernsehen und in den sozialen Medien. Dort werde oft mit Materialien hantiert, die keineswegs geeignet seien, überhaupt mit Lebensmitteln in Kontakt zu kommen: Kreative HobbyköchInnen und sogar Profis backen Brot in dekorativen Blumentöpfen, übergiessen Luftballons mit flüssiger Schokolade, um essbare Dessertschalen zu formen, oder – ganz krass – benutzen billige, zurechtgeschnittene Abflussrohre aus dem Baumarkt, um Tatar hübsch anzurichten.

Wer so was nachahme, gefährde seine Gesundheit, warnt das BVL. Und ruft in Erinnerung, nur Materialien für die Essenszubereitung zu verwenden, die explizit dafür vorgesehen sind. Im Zweifelsfall liessen sich diese «an ihrer Beschaffenheit erkennen». Und für die, die es noch expliziter brauchen, heisst es: «z. B. Messer, Kaffeetasse». Wiehert da der Amtsschimmel, oder sind wir auf ein seltenes Exemplar sogenannten Beamtenhumors gestossen?

Wie auch immer – wenn nicht Vergiftung, so droht zumindest Übergewicht nicht nur aus problematischen Verpackungsmaterialien, wie das Deutsche Gesundheitsportal im Netz berichtet. Eine neue Studie mit je 28 normalgewichtigen und stark übergewichtigen Personen hat nämlich gezeigt: Die Übergewichtigen assen zwar nicht mehr als die Normalgewichtigen, kauten aber ihre Speisen sowohl unter Stress als auch in Ruhe weniger lang. Woraus die ForscherInnen flugs schlossen: «Wer zu wenig kaut, riskiert Extrapfunde.»

Wir fragen: Folgt daraus auch, dass, wer zu kurz kaut, hormonaktive Stoffe stärker aufnimmt?