LeserInnenbriefe

Nr. 28 –

«Not my Pride»

«50 Jahre Stonewall: Umgarnt und diskriminiert», WOZ Nr. 26/2019

Einst kämpfte am Christopher Street Day eine bunte LGBT*-Bewegung voller Stolz für ihre Rechte. Gay Pride. Gay – nicht bloss schwul, sondern «bunt» und queer. Und heute in Zürich? Auf was könnte mensch an der Zurich Pride noch stolz sein? Auf diese Stadt neoliberaler (Un-)Glückseligkeit? Auf eine Bewegung, von der nicht mehr klar ist, was sie gesellschaftlich bewegen will – ausser rechtlichem Nachziehen –, sondern ob sie überhaupt noch etwas bewegen will? Oder ist mensch stolz auf eine Pride, in der wir uns selbst zu Markte tragen?

Immerhin: Es gab Aktivist*innen, die sich mit dem Slogan «Not my Pride» diesem «Rainbow Capitalism» widersetzten. Die Polizei verhängte einen Quartierbann über sie. Ein anderes Grüppchen hatte sich vorsorglich zur «Demo» angemeldet. Um Flyer verteilen zu dürfen und aufzuzeigen, wie die Zurich Pride mit Hauptsponsoren wie Credit Suisse und UBS der Klimabewegung förmlich in den Rücken fällt. Dazu wurde das Motto der Pride ergänzt: «Strong in Diversity. Movements in Solidarity. Fighting for Queerness and Climate Justice. No Justice? No Pride!» Eine Rede zum Zusammenhang von LGBT*- und Klimabewegung war auf der «Politikbühne» vorgesehen – einer Alibibühne für höchstens fünfzig Nasen, versteckt und fernab der zentralen Partybühne. Die Rede – nachzulesen unter klimaverantwortungjetzt.ch – wurde abgebrochen. Ironie des Themas – gerade rechtzeitig kam (den OrganisatorInnen) eine Unwetterwarnung «zu Hilfe».

Axel Schubert, per E-Mail

Solidarischer Veganismus

«Schweinebücher: Total versaut in den Klassenkampf», WOZ Nr. 27/2019

Es ist sehr erfreulich, dass sich die WOZ diesmal ausgiebig einem total unterschätzten politischen Thema widmet: der Tierausbeutung. Damit die Tiere eines Tages wirklich befreit werden von ihrem schweren Los, wie Maschinen als Produktionsmittel missbraucht zu werden, ist es so wichtig, dass die Medien auf dieses grosse Leid aufmerksam machen. Der Autor stellt gekonnt die wichtige Verbindung zur menschlichen Ausbeutung her. Das Übel ist das Profitdenken der Tierprodukte-Industrie. Es lässt keinen Platz für Menschen- oder Tierschutz, da dieser mit Kosten verbunden wäre.

Da die politischen Verhältnisse bei uns weit entfernt von einer «Überwindung des Kapitalismus» sind, kann gegenwärtig meines Erachtens nur mit Konsumkritik das ganze Elend beeinflusst werden. Es ist deshalb erfreulich und wichtig, dass gemäss Umfragen vor allem linke Kreise mit ethisch begründetem Veganismus die Ausbeutung auch der nichtmenschlichen Tiere bekämpfen. Das ist wahre Solidarität, die die leidenden und wehrlosen Tiere zweifellos verdienen.

Renato Werndli, per E-Mail