WOZ News

Nr. 37 –

Sinnesverwirrte

«An Streetfood Festivals stehen schon längst die ersten Food Tracks mit einer Schifferplatte, auf der in schönster Handschrift geschrieben steht: ‹Cards only›.» Dies wusste die «Aargauer Zeitung» in einem Bericht über das zunehmend abgelöste Bargeld. Tröstlich ist in diesem Ambiente, dass wenigstens das Plastikgeld nicht stinkt.
Jürg Fischer

Abgewichene

«Zwei Jahre später schmissen Sie mich raus», legten wir Franco Cavalli in der letztwöchigen WOZ in den Mund, bezugnehmend auf das Ende seiner ersten Mitgliedschaft in der SP so um das Jahr 1961 herum. Wir können nicht mit Bestimmtheit sagen, ob wir das tatsächlich getan hätten, aber grösstenteils waren wir damals gar noch nicht geboren.
Jürg Fischer

Wildbiologische

«In der Gemeinde Flühli hat ein Schaf ein Tier gerissen», vermeldet die Onlineplattform «zentralplus». Fürwahr ein gerissenes Tier, oder aber nicht so schaf beobachtet.
Jürg Fischer

Interdisziplinäre

Im «Tages-Anzeiger» wurde ein Pädagogikprofessor mit den Worten zitiert: «Nein, die Gymi-Quote von rund 20 Prozent sollte nicht steigern.» Das halten auch wir angesichts dieser Verquickung von Grammatik und Rechnen für nicht wünschenswert.
Jürg Fischer

Listige

«Damit könne der Richtwert für Trickwasserqualität eingehalten werden», stand beruhigenderweise im «Zürcher Oberländer». Wenn es doch wieder Probleme mit Pestizidüberresten geben sollte, greifen wir gleich zur Trickkiste, sprich kaufen Mineralwasser.
Jürg Fischer

Saisonale

Als wir kürzlich quasi aus Versehen zu Fuss in der Zürcher Agglomeration unterwegs waren, kamen wir in Hegnau am «Chappeli» vorbei und entdeckten das Schild, das die beiden Funktionen dieses Hauses anzeigt, nämlich «Trauungslokal» und «Pilzkontrolle». Aha: Wer sich traut, kann hier gleich noch seine Pilze zeigen. Oder: Nur wer die Pilzkontrolle bestanden hat, wird getraut.
Jürg Fischer

Entsubjektivierte

Es kann den Besten unter uns geschehen, das wissen wir. So antwortete der sprachgewandte Psychoanalytiker im «Tages-Anzeiger» auf die Frage einer Leserin, weshalb er als Satiriker manchmal überheblich sei: «Hm, was soll ich sagen? Dass ich Freundlichkeit zwar eine wichtige Tugend finde, aber nicht mein Beruf ist?» Da auch uns die tiefenpsychologische Deutung immer eine Herzensangelegenheit ist, ahnen wir: Die Frage muss den Mann getroffen haben. Aber inzwischen kam ihm sicher wieder in den Sinn, was nicht sein Beruf ist.
Karin Hoffsten

Erzieherische

Deutsche Medien lieben die Tipps der «Börsen-Oma», einer 81-jährigen ehemaligen Lehrerin, die es nach der Pensionierung zur Aktienmillionärin brachte. In der «Bild»-Zeitung empfahl sie: «Statt Vorlesen und erhobener Zeigefinger kann auch Erzählen über Geld und Aktien beim Zubettgehen spannend sein.» Da fällt selbst der aufgedrehteste kleine Wildfang sofort in Tiefschlaf.
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch