#digi: Heute schon gewählt?

Nr. 40 –

Weniger als die Hälfte der Stimmberechtigten gingen vor vier Jahren an die Urne. Zu wenig, sagten sich vier junge Menschen und entwickelten die digitale Mobilisierungsplattform wevote.ch. Damit sollen bis zum 20. Oktober 100 000 WählerInnen erreicht werden, die sonst vergessen, ihre Stimme abzugeben. Die Plattform setzt dabei auf die motivierende Wirkung des «Plan to Vote». «Wenn sich Menschen damit auseinandersetzen, wann und wie sie wählen, setzen sie ihr Vorhaben auch eher in die Tat um», erklärt Alessandro Iacono, einer der vier Entwickler.

Organisationen können auf der Plattform umsonst eine eigene Unterseite erstellen und damit ihre Mitglieder und UnterstützerInnen mobilisieren. Wie in einem Chatdialog klickt man sich durch einige Fragen und kann sich am Ende automatisch per Mail oder SMS an die Wahl erinnern lassen. Bereits über dreissig Organisationen – darunter Greenpeace, die Gletscherinitiative und einige SP-Kantonalparteien – sowie einzelne PolitikerInnen machen mit. Doch der Verein stellt sein Tool nicht allen zur Verfügung. Es kommen nur solche infrage, die sich progressiv für eine «solidarische und ökologische Gesellschaft engagieren».

Die Macher sind eng mit der SP verbunden. Laut Dimitri Rougy, der im Kanton Bern auf der sozialdemokratischen Liste für den Nationalrat kandidiert, ist die Plattform jedoch weder eine Parteiinitiative noch ein parteipolitisches Instrument. «Ich mache dort mit, weil ich die Idee gut finde, mehr progressive Menschen an die Urne zu holen», sagt Rougy. «Ich will damit nicht primär Wahlkampf betreiben.» Ohnehin sei die Plattform für Parteien weniger interessant. Sie eigne sich viel eher, um grosse Bewegungen wie beispielsweise den Klima- oder den Frauenstreik elektoral zu mobilisieren.

Zeigt die Plattform bei den Wahlen eine Wirkung, soll sie weiterentwickelt werden und auch für zukünftige Abstimmungen zur Verfügung stehen. Das wäre auch für Initiativen interessant, um die eigenen UnterstützerInnen im kritischen Moment zu erreichen. Bis jetzt haben 25 000 Menschen das Tool für sich genutzt. Wie viele von ihnen dann auch tatsächlich zur Urne schreiten, werden wir hingegen kaum erfahren.