Hausmitteilung: Die «Weltwoche», Res Strehle und die WOZ

Nr. 7 –

Es ist ein weiteres Lehrstück an Hinrichtungsjournalismus, das die «Weltwoche» letzte Woche geboten hat. Sie tut das öfter, und für gewöhnlich pflegen wir das zu ignorieren. In diesem Fall betrifft es aber auch die WOZ: Die «Weltwoche» versucht Res Strehle, einst WOZ-Mitbegründer und heute Chefredaktor des «Tages-Anzeigers», als Terroristenfreund zu entlarven. Sie gräbt Geschichten aus der Achtzigerbewegung aus, insinuiert Beteiligung an Anschlägen und tut, als würde Strehle weiter heimlich am revolutionären Umsturz arbeiten. Ein Grossteil der «Weltwoche»-Geschichte wurde längst in der WOZ erzählt, weil es eine Geschichte war, die die WOZ direkt betraf.

Es ging damals um die linksradikale Zürcherin Barbara Kistler, die in der Türkei mit einer marxistisch-leninistischen Gruppierung unterwegs war und 1993 ums Leben kam. Strehle schrieb damals einen Nachruf auf Kistler, der der WOZ als Titelgeschichte zu pathetisch daherkam. Daraufhin deckten linksautonome Kreise die WOZ mit bösen Leserbriefen ein. Zu diesen radikalen Linken gehörte Markus Somm, er schimpfte in einem Brief mit der WOZ, weil sie seiner Meinung nach zu wenig revolutionär war. Damit hat die «Weltwoche» kein Problem, weil Somm heute «geläuterter Chefredaktor der ‹Basler Zeitung›» ist.

Mit der WOZ hat die «Weltwoche» nicht geredet. Auch sonst nimmt sie es mit den Zitaten, die sie Strehle unterstellt, nicht so genau. Die Originalgeschichte über Res Strehle, den Tod von Barbara Kistler und die WOZ kann man immer noch nachlesen («‹Gewissen Leuten verzeiht man nicht einmal den Tod›», WOZ Nr. 15/2009 ).