«Design Your Future»: Musik aus dem Ufo

Nr. 23 –

Ein klassisches Streichquartett, zwei Violinen (Estelle Beiner und Regula Schwab), Viola (Isabelle Gottraux) und Violoncello (Barbara Gasser), spielt eine beschauliche Ouvertüre. Salonmusik, Familie und FreundInnen sind versammelt. Ein Sonntagmittag in einem gutbürgerlichen Haus irgendwo am Bielersee: stilvolles Interieur, Tee, Kaffee und Kuchen werden aufgetragen, der Champagner ist kalt gestellt.

Die beschauliche Stimmung dauert allerdings nur 88 Sekunden, dann schaltet das Spacetet drei Gänge höher. Knapp, präzis und rockig setzen Schlagzeuger Lionel Friedli, Gitarrist und Bassist Roman Nowka, Bandleader und Komponist Lucien Dubuis mit Kontrabass- und Bassklarinette ihre Akzente. Die Quartettklänge werden aufgebrochen, Nowka und Dubuis sägen mit Gitarre und Bassklarinette herrlich dazwischen, angetrieben von Friedlis lustvollem Becken- und Trommelgewitter. Atemgeräusche und schon beinahe zarte Töne sind auf das Ende hin zu vernehmen. Die Band ist wieder im Salon angekommen.

«Albumblatt für Herrn Schprögel», der zehn Minuten lange Auftakt der CD, eignet sich hervorragend für KlassikliebhaberInnen, die schon lange neugierig auf eine witzig-inspirierte Rock- und Jazzscheibe warten: «Design Your Future».

Das Dubuis Trio & The Spacetet hat sich gefunden, ist eine Band geworden und fräst mit atemraubender Freude der Musikgeschichte entlang. In einer von Dubuis komponierten vierteiligen «Suite en Eb» geht es von «andante misterioso» über «agitato» und «zoppicando» zu «tempestoso». Dabei werden Erinnerungen an Skeleton Crew von Fred Frith und Tom Cora wach, eine Band, die man leider nie mit The Spacetet hören konnte. Dafür spielen sie jetzt mit dem Dubuis Trio Musik aus dem Ufo von Herrn Schprögel. Zeit, die Korken knallen zu lassen.

Übrigens, das Trio ist ab Mitte Juni zwischen dem Ural und Sibirien unterwegs und besucht Städte mit selten gehörten Namen wie Dubna, Protwino, Elektrostal, Barabinsk, Krasnojarsk und Shushenskoje. Zum Abschluss ihrer Reise sind sie in Tschadan beim Ustuu-Huree-Festival in der autonomen Republik Tuwa zu Gast – einem Weltmusikfestival notabene. Da wird die Bassklarinette von Lucien Dubuis, die gelegentlich wie der heisere Schrei einer Möwe klingt, bestimmt in neuen Zusammenhängen zu hören sein.