Diesseits von Gut und Böse: Mann wird Mann

Nr. 23 –

Bei der Frage, wie die Schweizer Armee ihre Kampfkraft stärkt, ist mir bisher ein wichtiger Faktor entgangen, die sogenannte Hamburger-Taufe: Gemäss «NZZ am Sonntag» wird der Soldat in der Rekrutenschule zu Hackfleisch gemacht, um dann im ersten Wiederholungskurs (WK) als Hamburger getauft zu werden.

Im Herbst 2011 sollen ein paar Panzergrenadiere übertrieben haben: Die WK-Neulinge mussten Katzenfutter und verdorbenen Fisch essen, Bier aus Kampfstiefeln trinken, nackt Essen servieren und anderes Lustiges mehr und wurden dabei gefilmt. Jetzt kommt der damalige Kommandant vors Militärgericht. Die mediale Empörung tobt, auf blick.ch ist das Video zu sehen.

Ich teile die Aufregung nicht. Die grölenden und – Verzeihung! – kotzenden Männer auf dem Video unterscheiden sich nicht von ebensolchen an zivilen Anlässen; und eine kleine Internetrecherche ergab, dass diese Taufen üblich sind und alle ähnlich ablaufen.

Nach dem Vorfall von 2011 sprach ein Leser auf «NZZ Online» vom «Weichei, welches hier Anzeige erstattet hat», und stellte fest: «Im Militär ist man Soldat, und Soldaten sterben im Ernstfall.» Sie töten übrigens auch.

Dass beides leichter fällt, wenn Mann gelernt hat, sich von Whiskas zu ernähren, bezweifle ich. Mit währschaften Erniedrigungen erreicht man da mehr – dem Angeklagten gebührt ein Orden!