Im Affekt: «Bernie», der pelzige Polizist

Nr. 5 –

In diesen düsteren Zeiten wuchs bei den hiesigen KulturredaktorInnen das Bedürfnis, wieder einmal Positives berichten zu können. Nach einem ideenarmen, leicht zynischen Brainstorming ohne euphorischen Geistesblitz kam die Lösung von unverhoffter Seite: Die Berner Kantonspolizei, die sonst der WOZ eher negativ auffällt, wenn sie mit ihrer Spezialeinheit Enzian legal besetzte Häuser stürmt und Scheinehepaare schwer bewaffnet aus dem Schlaf reisst, bloggt seit vergangenem Montag über ihren Arbeitsalltag. «Wir wollen dort präsent sein, wo die Bevölkerung sich aufhält», sagt Kommunikationschefin Daniela Sigrist der Zeitung «Der Bund». Ob die sich vorwiegend auf Social-Media-Plattformen wie Facebook und Twitter herumtreibt?

Egal. Nun bloggt also die Berner Kantonspolizei – sonst eher zurückhaltend im Kommunizieren ihrer Taktik – in ihrem ersten Eintrag darüber, wie es ihr mithilfe des blau uniformierten Stoffbären Bernie gelang, den vierjährigen Sandro in ihr Auto zu locken und «wohlbehalten nach Hause» zu fahren. Sandro, der seine Trainerin nicht fand, die ihn ursprünglich nach Hause hätte bringen sollen, weigerte sich nämlich zuvor – vorbildlich –, bei Fremden ins Auto zu steigen, die vor einem Tattoostudio auf den Vierjährigen aufmerksam wurden. Nur dank des knuffigen Teddys Bernie gelang es der gerufenen Polizei, Sandro von der Gutmütigkeit fremder AutofahrerInnen zu überzeugen und sich von der Polizei nach Hause fahren zu lassen.

Ob diese PR-Offensive einen positiven Effekt auf das angeschlagene Image der Berner Polizei haben wird, ist Gegenstand weiterer Abklärungen. Zumindest bleibt zu hoffen, dass sich andere Erwachsene, die gerne fremde Kinder im Auto mitnehmen würden, kein Beispiel an der Taktik «Bernie» nehmen.