WOZ News

Nr. 12 –

Sesseltanzende

Gerne erinnern wir uns an folgende, vor ein paar Tagen auf unser Smartphone gepushte Mitteilung: «In Lausanne haben sich die Linken schon im ersten Wahlgang sieben der sechs Stadtratssitze gesichert. Am Wochenende entscheidet sich, ob die Linken gar alles erobern oder ob FDP-Kandidat Pierre-Antoine Hildbrand noch einen Sitz ergattert.» Letzteres hat der Mann in der Zwischenzeit geschafft. Als LausannerInnen würden wir aber auf einer Nachzählung bestehen – entweder der Stimmen oder der Stühle im Stadtratszimmer.
Jürg Fischer

Frankensteinige

Die «NZZ am Sonntag» berichtete über das erst seit relativ kurzem bekannte Tier, das aus der Paarung eines Wolfs mit einem Kojoten beziehungsweise einer Kojotin hervorgegangen ist: den Coywolf. Zum Glück ist er schöner als sein Name. Noch schlimmer ergeht es der Brut von Grizzly- und Eisbär (englisch «polar bear»): Die Ärmste heisst Pizzly. Wenn das so einfach ist, dann lassen Sie uns auch ein wenig kreuzen. Aus Dachs und Wiesel wird Wachs oder Diesel, von Frosch und Katze bleibt die Fratze.
Jürg Fischer

Ausbaufähige

Zeitungen werden immer wieder mit dem Wunsch konfrontiert, mehr Positives zu berichten. Die «Zeit» machte einen Anfang: «Auf dem Papier liest sich dies schon mal gut. Nur, die Gedanken auch draussen wirken?» Bei uns jeden Fall.
Jürg Fischer

Ausgerechnete

Die Zahl, das unbekannte Wesen, irrlichterte wieder einmal durch den Medienwald und verwirrte die Menschen fast mehr als der Frühling. So berichtete die «NZZ am Sonntag»: «18,6 Mrd. km fuhren die Passagiere der SBB im letzten Jahr. Im Tagesdurchschnitt sassen pro Tag 1,2 Mio. Personen in den Zügen.» Sollten Sie verstehen, wie viele Personen es denn nun tatsächlich täglich waren, freuen wir uns auf Ihre Zuschrift. Und der «Tages-Anzeiger» informierte über «8Vier2 Millionen für den Bildungs-, Forschungs- und Innovationsbereich», zum Glück ergänzt durch den wichtigen Hinweis: «Diese politisch brisanten Zahlen stammen aus neuen, nicht öffentlichen Berechnungen (…).»
Karin Hoffsten

Getrennte

Schon etwas länger her, doch von unverminderter Brisanz ist auch die folgende Nachricht auf «Tages-Anzeiger Online»: «Sollte der Brexit doch Realität werden, droht eine Abwanderung von Banken nach Paris oder Frankreich.» Paris soll Frankreich ja schon vor Wochen unter Protest in Richtung Frankfurt am Main – auch gerne Mainhattan genannt – verlassen haben, weil dort die Wolkenkratzer schöner sind.
Karin Hoffsten

Unbrauchbare

Die aktuellen Ereignisse führen dazu, dass beim Umgang mit bestimmten T-Wörtern zunehmend geschludert wird. So bezeichnete der «Tages-Anzeiger» nach der Festnahme des meistgesuchten Terroristen einen ehrenwerten französischen Juristen als «de(n) ehemalige(n) Terrorrichter», was unseres Erachtens klar rufschädigend ist, und die «SonntagsZeitung» sprach vom «Toruismusdirektor von Arosa», dem wir wünschen, dass er selber nicht so verwirrt ist. Auch der Terrortourist hat längst Eingang in unsern Sprachgebrauch gefunden, was ja eine Verharmlosung seines blutigen Tuns darstellt. Der wahre Terrortourist meckert nämlich nur pausenlos rum.
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch