Im Affekt: Neues von der Mülldeponie

Nr. 34 –

Dieser Tage kommen wir uns wieder vor wie Gabriel Vetter in «Güsel», einfach ohne Schnauz und mit südländischerem Dialekt. Permanent sind wir damit beschäftigt, den unsachgemäss entsorgten Kehricht zu sichten, den andere anderswo absondern, auch bei sogenannten Qualitätszeitungen. Man weiss ja gar nicht, wo anfangen, vielleicht bei der NZZ, laut einer neuen Studie die Schweizer Medienmarke mit der höchsten Glaubwürdigkeit. Die deutsche Publizistin Cora Stephan (siehe WOZ Nr. 23/2016 ) darf dort regelmässig ihr Debattentourette ausleben, und wenn das deutsche Innenministerium in einem Tweet (!) jede Form von Hatespeech verurteilt, ist das für sie schon Beweis genug für ein staatliches Satireverbot. Satire ist schliesslich nichts anderes als Hatespeech, logisch.

Um einiges giftiger noch ist bekanntlich der Müll, der in oft durchaus origineller Rechtschreibung in den Kommentarspalten deponiert wird. Nehmen wir zum Beispiel folgenden Satz aus der NZZ, der ist doch wenigstens orthografisch einwandfrei: «Da wir in der Schweiz weder Rassentrennung noch Sklaverei oder sonst ein rassenspezifisches Problem haben, gibt es hier so gut wie keine Rassisten.» Wo es keine Apartheid und keine Sklaverei gibt, kann es also keinen Rassismus geben – da freut sich jeder Neonazi über diese praktische Exkulpationsformel für jede Gelegenheit.

Aber Moment, der Satz stammt gar nicht aus der Kommentarspalte, sondern aus einem Interview mit Andreas Thiel, der sich dort als Opfer stilisiert, weil der freie Markt ihm zu wenig Publikum beschert. Thiel ist ja seines Zeichens Satiriker, weshalb man ihn per Cora Stephan jetzt coram publico als Hassredner bezeichnen darf. Die Restauration frisst ihre Kinder.

Verschwiegen wird, wer in der Studie zur Glaubwürdigkeit der Medienmarken auf den letzten Plätzen landete.