WOZ News

Nr. 38 –

Hirngewaschene

Der aktuellen Berichterstattung über die Zustände bei der Gewerkschaft Unia im «Tages-Anzeiger» entnehmen wir: «So seien in der Unia-Region Zürich-Schaffhausen in den letzten zehn Jahren mindestens fünf Peko-Vertreter unfreiwillig gegangen, einige von ihnen hätten psychisch behandelt werden müssen.» Das nennen wir vom Regen in die Traufe. Zuerst bei der Unia arbeiten, dann psychisch traktiert werden.
Jürg Fischer

Abgespickte

Inwieweit beeinflussen soziale Medien unseren Sprachgebrauch? Sie fördern den mutigen Einsatz von Fremdwörtern, mindestens im «Tagblatt der Stadt Zürich», wo eine Autorin ihr Verhältnis zu Facebook beschrieb: «Damals setzte ich auf Antitrends. Lange weigerte ich mich, ein Facebook-Konto zu eröffnen. Irgendwann katapultierte ich.» Seither, so steht zu befürchten, treibt sie haltlos im Cyberspace.
Jürg Fischer

Identitätskritische

Auch die Politisierung auf der Strasse führt zu sprachlichen Herausforderungen. Der «Bund» sprach am «Marsch fürs Läbe» mit einem Teilnehmer: «Dominik (20) findet, dass es grundsätzlich freie Meinungsäusserung ist, was beide Gruppierungen machen. Er sei oft selber an Demos, wenn er mit etwas nicht einverstanden sei. ‹Die Kollegen haben sich falsch informiert und sagen, der Marsch sei nationalistisch und homophon. Nichts davon ist wahr. Weil, wenn es das wäre, wäre ich auf der anderen Seite.›» Weil, wenn es homophon wäre, könntest du dort gefahrlos sein, am anderen Ufer, Bürschchen.
Jürg Fischer

Fallsüchtige

Was weiss man vom Basejumping? «Extremer Lustgewinn verspricht der Sturz ins Leere, den nicht alle überleben.» Zwar keine Lebensbedrohung, aber krasser Kontrollverlust ist die Folge beim Berichterstatter, diesmal in der NZZ.
Jürg Fischer

Elegische

«Neun Tote bei Hausband», meldete der «Bund». Angesichts dieser Besetzung vermuten wir ein breites Repertoire, das von diversen Requiems über Louis Armstrongs «New Orleans Function» bis zu Leonard Cohens vielfach gecovertem «Hallelujah» reichen dürfte.
Karin Hoffsten

Vieldeutige

Weil die bekannteste Mumie Europas zurzeit ihr 25. Fundjubiläum feiert, erfuhren wir wieder eine Menge über ihr Leben und den tragischen Tod. Der «Tages-Anzeiger» schilderte das Vorgehen des hinterhältigen Mörders so: «Aus 20 bis 25 Meter Entfernung traf er Ötzi, der sich offenbar in Sicherheit wägte und zuvor Steinbock- und Rothirschfleisch verspeiste.» Nun ändert es an den Fakten natürlich nicht mehr viel, aber wir wiegen uns in Sicherheit, dass der Mann nach seiner Mahlzeit nicht auf die Waage wollte, weder in der Schweiz noch im gesamten deutschsprachigen Raum. Doch weil die hier erwogenen Verben verwirren, schlagen wir vor, dass Ötzi sich in Sicherheit wähnte.
Karin Hoffsten

Kriminelle

Und wie die gleiche Tageszeitung anderenorts kritisch festhält, kann man sich in der Wissenschaft sowieso auf nichts verlassen: «Denn die Komplexität des realen Alltags wird in einer Studie oft nur unzulässig abgebildet.»
Karin Hoffsten

woznews@woz.ch